Wie immer am Fünften eines jeden Monats, will auch heute wieder die freundliche brüllende Nachbarbloggerin wissen, was wir eigentlich den ganzen Tag so machen. Tagebuchbloggen nennen Profis das, wir nennen es ganz schlicht und ergreifend wmdedgt, Kurzform für Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?

Also, bitte.

Mein Tag heute beginnt ausgesprochen unerfrischend, viel zu früh klingelt der Wecker, viel zu früh ruft der erste Termin. Dabei hätte ich ein bisschen Erholung gut gebrauchen können, nach einer Bahnodyssee gestern durch halb Deutschland, aber immerhin war das rekordverdächtig, ich hatte schlussendlich bei einer geplant fünfstündigen Fahrt dreieinhalb Stunden Verspätung, das schafft ja nun auch nicht jeder. Wie dem auch sei: heute also früh raus und eingetaucht in das pralle Leben.

Am Landgericht erzählt das Leben mitunter die traurigsten Geschichten, die dümmsten, die verzweifelten, die abstrusen. Heute war es einmal mehr eine Geschichte, die die Reporterin ratlos zurücklässt. Der alte Chef pflegte zu sagen Liebe Kollegin, Sie haben immer zu viel Mitleid mit den Angeklagten!, er sagte das halb bewundernd, halb kritisch, und heute war es wieder mal soweit.  Aber das Leben geht manchmal sehr merkwürdige Wege, und da ist diese eine kleine Abzweigung, die einer für einen winzigen Moment nimmt, für eine Sekunde oder für ein paar Minuten nur, bevor er merkt, dass er da ganz in die falsche Richtung geht, und dann ist es aber schon passiert. Und zack! findet er sich vor Gericht und im Gefängnis wieder. Ich kenne einen ehemaligen Leiter eines Gefängnisses, der sagt immer Unsereiner hat vielleicht manchmal einfach mehr Glück gehabt, und ich denke oft an seine Worte.

Ich sitze da also im Gericht und höre zu und setze mobil ein paar Beiträge ab, das ist ja nun mein Job, tagesaktuell und schnell. Gerne würde ich die Geschichte hinter der Geschichte erfahren, das Wieso, Weshalb, Warum, selten aber bleibt Zeit dazu. Vielleicht mache ich das in einem meiner nächsten Leben.

Bis es aber soweit ist, mache ich nach einem anstrengenden Vormittag erstmal Mittagspause mit dem Bürohund, der weiß nichts von den merkwürdigen Wegen, die das Leben manchmal geht, der weiß nur, dass er jetzt in den Gartenschaupark will. Schnüffeln undsoweiter, naja, Sie wissen schon. Gestern noch sind mir in Berlin morgens knisternd die Nasenhaare gefroren, hier und heute fühlt es sich wie tiefer Frühling an, verstehe noch einer das Wetter.

Fundstück am Zaun.

 

Nach der Mittagsrunde dann die tägliche Telefonkonferenz mit den Kollegen im weit entfernten Funkhaus, und mangels weiterer aktueller Termine beschließe ich, mal rasch ein backup vom alten Dienstsmartphone zu machen und das neue Dienstsmartphone einzurichten. Hier dürfen Sie sich jetzt erneut hysterisches Gekicher im Hintergrund vorstellen, naja, Sie wissen schon. Ich hätte von diesem Husarenritt ja einen screenshot angefertigt, wenn der Rechner nicht ununterbrochen rauf- und runtergefahren wäre, und wenn er nicht gestorben ist, undsoweiter, undsoweiter. 

Jedenfalls war ich dann etwa vier Stunden später doch zuhause.

Jetzt sind wir noch eingeladen, es gibt einen Geburtstag zu feiern im Dorf, da freue ich mich. Naja, Sie wissen schon.