Friedbert hat geheult neulich. Wie ein Schlosshund. Er sagt, er konnte gar nicht mehr aufhören zu heulen an diesem Nachmittag, als sie den Hahn aus dem Gehege geholt und weggebracht haben. Der Hahn war furchtbar krank, das weiß auch Friedbert, der Hahn hat gelitten und musste erlöst werden, und dann hab ich halt auch gelitten, sagt Friedbert und kämpft schon wieder mit den Tränen.
Friedbert lebt in einem Altersheim im Odenwald, erst seit ein paar Monaten, und früher hatte er auch Hühner, 40 Stück, all die Jahre. Und weil Friedbert sich auskennt und noch ziemlich fit ist, kümmert er sich jetzt um die Altersheimhühner, die in ihrem Gehege herumspazieren und die Bewohner freuen sollen.
Er schaut nach dem Hühnerhaus und richtet das Futter, die fressen mir ja alle aus der Hand, auch der Hahn hat das getan, noch kurz bevor sie ihn geholt haben. Friedbert ist auch für die Schilder zuständig, am Gehege-Zaun, da steht drauf, welche Rassen hier drin sitzen und wie die Hühner heißen, Friedbert kennt sich ja da wirklich aus.
Jetzt habe ich meinen Junghahn ins Altersheim gebracht, er musste hier weg, bevor es Streß mit AltHahn JoHahn gibt. Oder Streß mit den Nachbarn, denen schon JoHahn alleine frühmorgens die Ohren vollkräht. Also, Junghahn ins Altersheim. Abends, nach Sonnenuntergang, da lassen sich die nachtblinden Hühner klaglos von der Stange pflücken und in den Karton verfrachten.
Friedbert wartet da schon in der Dunkelheit vor der Eingangstür des Altersheimes, mit einer Taschenlampe und dem Schlüssel fürs Gehege, seit einer halben Stunde steht er da und starrt ins nächtlich-finstre Dorf und hält Ausschau nach dem Hahnen-Transport, bevor wir endlich kommen.
Dann geht es mit der Umzugskiste ins Gehege, Friedbert öffnet routiniert die Türen und die Klappen, Kiste rein, JungHahn raus ins Hühnerhaus. Hui, ist der aber schön, sagt Friedbert und geht halb auf die Knie, um den verschreckten JungHahn besser sehen zu können im Dämmerlicht der Taschenlampe. Ich weiß nicht, ob der auch so zutraulich werden wird, und ob der auch aus Ihrer Hand frißt, sage ich, das kriegen wir schon hin, sagt Friedbert, ich bin ja jeden Tag da und spreche auch mit denen.
Wie der Hahn denn heißt, will er noch wissen. Kein Mensch hat sich bisher Gedanken darüber gemacht. Als eine Art Substrat aus Friedberts und aus meinem Namen schlage ich Friedrich vor. Oder Fritz? Fritz findet Friedbert klasse, Fritz ist gut, er nickt lachend und reicht mir die Hand. Sie sind auch gut, Friedbert, sage ich ein bißchen zu pathetisch, Sie werden sich gut um meinen JungHahn kümmern, Sie machen das bestimmt sehr gut, ich komme Sie ganz bald besuchen, Sie und den kleinen Fritz. Friedbert reicht mir nochmal die Hand und dann dreht er sich weg, weil er schon wieder heulen muß, wie ein Schloßhund.
Das liest sich doch als ob es Fritz bestimmt gut haben wird. Und wenn er Friedbert und seine Mitbewohner (Mensch wie Tier) dazu noch erfreut ist das doppelt gut und bestimmt für ihn mehrfach lohnender als Zoff mit JoHahn.
Ich denke auch…. ;-)
Das nenne ich nun wirklich in gute Hände abgegeben!
Auf jeden Fall ein gutes Werk, so, wie es aussieht.
Besser hätte es der Fritz nicht treffen können. Ein ganzes Hühnervolk für sich allein ;-)
Und die bestimmt beste Pflege der Welt.
Das Gehege ist nicht der Brüller, aber es ist ok. Und eine Lösung musste her. Alles besser als Kochtopf oder dunkler Stall.
Wie schön, Fritz und Friedbert werden sich aneinander erfreuen!
Ich werde mich davon persönlich überzeugen!