Ich habe mir heute mal freigenommen. Mein Chef wird das verstehen. Wir haben nun wirklich anderes zu tun, als ewig im Büro herumzusitzen. Spatzenküken retten. Meisenküken retten. Sie schlüpfen aus den Eiern, schütteln sich und scheinen wie reife Früchte in die Tiefe zu plumpsen. Der Katze direkt ins Maul, die sie dann behutsam ins Haus trägt. Nett von ihr. Wahlweise dem Hund, der sie zärtlich abschlotzt, bis zu Gehirnerschütterung und Schleudertrauma. Sie sehen dann aus, als hätten sie das Wollprogramm der Waschmaschine durchgemacht.

Also sammeln wir in Haus und Garten Küken ein, schreien Katzen an und scheuchen mit fuchtelnden Armen Hunde fort, während hysterisch piepsende Kükenmütter um unsere Köpfe herumflattern.

So kann man seine Tage auch verbringen.

Landleben, ich sags ja.

 

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Waschmaschinenküken.

 

 

12 Kommentare zu “Wir Retter.”

  1. Da weiß man nicht ob man bei dem Text jetzt lachen oder heulen soll.
    Das läuft gerade wie ein Kinofilm vor mir ab, was ihr da macht.
    Klasse, und ich finde es auch klasse dafür frei zu nehmen.
    Bei uns liegt auch dauernd so etwas auf der Terrasse und da die Katze
    von Nachbars weiß WIE ich reagiere wenn sie bei uns auftaucht ,
    habe die Kleinen gut Chancen.
    Jedes Jahr bringen ich mindestens ein so Vögelchen in die Tierauffang-
    station….
    Dann wünsche ich heute viel Spaß beim Retten und einsammeln
    und herum fuchteln…..

    1. Danke, alle gestern eingesammelten Küken haben es offenbar irgendwie wieder ins Nest geschafft, zumindest finden wir nirgends Spuren von Meuchelmorden. ;-)

  2. Unsere Nachbarkatzen sind nicht so gut erzogen. Deshalb härte ich diese mit kneippschen Güssen ab.
    Unser treues Amselpärchen, das jedes Jahr wiederkommt gehört schließlich zur Familie.

  3. hihi „abschlotzen“ ist schon sehr badisch :-)
    ich bin leidenschaftliche Katzenmama und leide schrecklich bei all den Vögelchen und Eidechsen, die hier angeschleppt werden – meine Katze wird immer doll gelobt, ist sie doch eine tolle Jagdkatze! und dann schnell mit Knabberstängchen bestochen, damit sie ihre Beute loslässt … auch nicht ideal … :/

  4. Ja, it’s the year of the birds. Nele und ich haben eine Amsel, die volle Kanne gegen eines unserer Fenster geballert ist mit Hundefutter aufgepäppelt. Nach 5 Tagen war „Mayday“ wieder flott…
    Derweil sind 4(!) Turmfalken flügge geworden und ein schon ziemlich großes Eulenkind aus dem Nest in die nächste Palme gesegelt, Mama hat es dann in der Nacht wieder mitgeschnakt.

    Alles ganz schön aufregend!

    1. Ja, aber so wird es einem wenigstens nicht langweilig. Und man kann sich hinterher einbilden, irgendwas gegen die Schlechtigkeit der Welt getan zu haben. So geht es mir manchmal. Lächlerich, ich weiß, aber tröstlich.

  5. Ich glaube nicht, daß es lächerlich ist. Ich hab übrigens auch dem Kater schon eine unverletzte „abgeschlotzte“ junge Maus abgeschwatzt – der strahlende Held bekam natürlich Ersatz dafür, daß er sie rausrückte. Die kann er ja wieder fangen, wenn sie erwachsen ist.
    ***
    Der Sternewerfer
    Die Flut hatte in der Nacht Tausende von Seesternen an den Strand gespült. Eiseley sah einen Jungen im Sand knien, der einen Seestern nach dem anderen aufsammelte, um ihn dann ins Meer zurück zu werfen.

    Nachdem er dem Jungen einige Minuten zugeschaut hatte, fragte Eiseley ihn, was er da tue. Der Junge richtete sich auf und antwortete: »Ich werfe Seesterne ins Meer zurück. Es ist Ebbe und die Sonne brennt herunter. Wenn ich das nicht tue, dann sterben sie.«

    Eiseley schaute verwundert und um dem Jungen dann klar zu machen, daß seine Aktivität fruchtlos war, antwortete er: »Aber junger Mann, ist Dir eigentlich klar, daß hier Kilometer um Kilometer Strand ist? Überall liegen Seesterne herum. Die kannst Du unmöglich alle retten, das hat doch keinen Sinn.«

    Der Junge hörte höflich zu, bückte sich, nahm einen weiteren Seestern auf, warf ihn ins Meer zurück, lächelte und sagte: »Aber für diesen hat es einen Sinn.« (Loren Corey Eiseley)***

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