Es hat heute Nachmittag nicht geregnet. (Bitte denken Sie sich nach diesem Satz drölfzig Ausrufezeichen dazu.) Das war vielleicht schön! Ich habe die Trockenzeit für einen Waldspaziergang genutzt und ein bisschen mit dem Objektiv herumgefummelt, bei dem man die Schärfe manuell einstellen muss. Das ist für Fehlsichtige wie mich eine gewisse Herausforderung, aber ich habe ein paar Bilder hinbekommen, ist das nicht schön? Die müssen Sie hier nun angucken, ob Sie das schön finden oder nicht.

Gestern hat es abends auch nicht geregnet, das war insofern schön, als wir auf einer privaten Freiluft-Party eingeladen waren, zu der sich rund 450 Gäste angemeldet hatten. Man muss dazu erwähnen, dass es sich um insgesamt fast zehn Gastgeber und Gastgeberinnen handelte, da kommt dann schon was zusammen. Das war alles auch sehr schön.

450 Gäste, das sind grob gerechnet ein Drittel mehr Menschen, als in unserem Dorf überhaupt wohnen. Ich habe vorhin im Wald kurz nachgedacht, ob ich zu großstädtischen Zeiten jemals auf einer so umfangreichen Party war, und ich denke, eher nein. Eine private Party in Berlin, bei der 30 Prozent mehr Menschen erscheinen als Berlin Einwohner hat – das wären ja dann ungefähr 4,5 Millionen Gäste, nein, ich kann mich an so eine Party nicht erinnern. Man fragt sich ja auch, wo man eine solche Feier da überhaupt veranstalten sollte, da reicht selbst die großzügigste Berliner Altbauwohnung nicht. Und stellen Sie sich mal hinterher den Abwasch vor.

Jedenfalls bin ich auf der Freiluft-Feier mit einem Herrn ins Gespräch gekommen, der den Odenwald in den höchsten Tönen lobte, obwohl er seinerseits aus Ketsch kommt. Ich tröstete ihn, ich sei ja nun auch nicht aus dem Odenwald, bloß zugezogen. Aus Berlin. Ha, bisch awwa trotzdem ganz kloar, antwortete der Ketscher sehr freundlich und auf Kurpälzisch, ich habe keine Ahnung, wie man das schreibt, aber ich glaube, es heißt so viel wie Naja, Du bist ja aber trotzdem ganz nett, und das war ja nun auch mal ein schönes Kompliment.

Dieser Tage hat auch mal so richtig die Sonne geschienen, wir wollen das nicht verschweigen. Das war schön. Genau zu dieser Zeit wanderte ich mit den Hunden an Getreidefeldern vorbei, und rechts und links von mir knackte und knisterte es in der warmen Sonne. Die Geräusche kamen aus den Getreidefeldern, als räkelten und streckten sich die Ähren und die Körner in ihren Hüllen, Brüder, zur Sonne, zur Freiheit, sowas in der Art. Ein sehr schönes, sehr wohliges Geräusch.

Ich verstehe leider immernoch zu wenig von der heimischen Landwirtschaft, kann Ihnen also das Geknacke und Geknister nicht wissenschaftlich erklären, aber manche Dinge sind sowieso schöner, solange man sie nicht durch und durch versteht. Man befindet sich dann in so einem angenehmen Zustand des staunenden Nicht-Wissens. Sehr schön.

Am Forellenteich ist der Biber wieder zu Gast. Auf der Durchreise. Wir kennen das schon, er bleibt ein paar Tage, dann geht er so plötzlich, wie er gekommen ist. Ganz entspannt liegt er im Wasser, beobachtet mich aus sicherer Entfernung, aber ohne erkennbaren Mißmut oder irgendeine Angst. Ich unterhalte mich natürlich mit ihm, wenn ich draußen die Fische füttere, ich sage so Sachen wie Na, Herr Biber, alles im grünen Bereich, er bleibt wortkarg, aber freundlich. Wir gucken uns dann eine Weile an, Aug in Aug, der Biber und ich, und dann gehe ich wieder, ich sage Tschüß Bibi, bis morgen, und er antwortet nicht, aber ich finde diese Begegnungen ausgesprochen schön.

8 Kommentare zu “Was schön war.”

  1. Häufig muss ich beim Lesen Ihrer wunderbaren Erzählungen an den Song „Wald“ von Marteria denken. Ich bin nicht sicher, ob ich den Gesang schön finde, aber der Text ist es allemal.

  2. Genau das knackende, leise Gräusch von Korn habe ich heute das erste mal im Leben bewusst gehört. Sehr spannend und das war wahrlich sehr schön

  3. Ja, das staunende Nicht-Wissen geht uns immer mehr verloren.
    Danke für die poetische Beschreibung dieses Geräuschs, ich werde nächstes Mal daran denken, wenn ich es höre.

  4. Was heute schön war?
    Land-Leben-Blog-Lesen! Ich komme mal ein paar Minuten zu Ihnen in den Odenwald, und alles ist entspannt und schön. Danke!

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