Es ist schon wieder der Fünfte eines Monats, mithin also wmdedgt-Tag. Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?, das will die freundliche Nachbarbloggerin einmal im Monat wissen, und ich bin mal wieder dabei. Um es gleich vorwegzunehmen: es ist ein stinknormaler Montag im Leben einer selbsternannten Landpomeranze und rasenden Regionalreporterin gewesen. Nicht, dass es hinterher wieder heißt, ich hätte Sie nicht gewarnt.

Zu früher Stunde laufe ich durch Wiesen und Wald hinunter zum Forellenteich des Freundes, um seine Forellen zu füttern, und ich denke so bei mir Wie schön kann eigentlich eine Hunderunde sein?, die Vögel brüllen, Hasen und Rehe kreuzen unseren Weg. Die Hunde haben demzufolge wenig übrig für die Schönheiten der morgendlichen Hunderunde, sie bekommen glasige Augen und Schaum vor dem Mund, und manchmal denke ich, so ein Hund ohne jagdlichen Turbotrieb, das müsste ja auch mal was Feines sein.

Morgendliches Glück am See.

Wenigstens die Forellen am See hören aufs Wort, Hallo, Ihr Fischelein, rufe ich traditionell (und reichlich bescheuert) vom Steg Richtung Wasser, und tatsächlich: da kommen sie angeschossen, von hinten, von vorne, von rechts und von links, sie versammeln sich aufgeregt zappelnd unter dem Steg zum Frühstück und reißen die Mäuler auf.

So in etwa stelle ich mir das in diesen Ferienanlagen all inklusive vor, morgens am Buffet, aber ich kenne das zugegebenermaßen auch nur aus der Werbung und aus dem Fernseher, den wir nicht besitzen. Jedenfalls ist das ein Start in den Tag, wie man ihn sich nur wünschen kann. (Also, das mit den Forellen, nicht das mit dem Buffet in der Ferienanlage.)

Aus verschiedenen Gründen mache ich dann erstmal kurz Homeoffice, ich arbeite bekanntermaßen für eines der modernsten Funkhäuser Europas (Ja, da staunen Sie) und versuche dementsprechend, das im Daheim-Büro halbwegs professionell nachzubauen. Das gelingt mir auch nur so semi, aber für die tägliche 9-Uhr-30-Video-Konferenz mit den Kollegen im weit entfernten Sendestudio reicht es immerhin.

Do-it-yourself-Videokonferenzaufbau.

Ich ziehe los als Rasende Reporterin, ich rase irgendwo an einen Waldrand und warte möglichst unauffällig auf den Herrn, mit dem ich hier verabredet bin. Wir treffen uns da, wo die Rosshofallee auf die Bundesstraße trifft, hatte er am Telefon gesagt, und tatsächlich wußte ich sofort, was er meint. Ich bin ja hier nicht umsonst seit gefühlt 100 Jahren im Wald unterwegs.

Wir fahren gemeinsam in den Wald hinein, immer tiefer, immer tiefer, die Autos ziehen riesige Staubwolken hinter sich her, am Unterboden rascheln Zweige und Gräser, und bald habe ich keinen Schimmer mehr, wo wir sind, keine Sorge, ich führe Sie nachher wieder raus, sagt mein Interviewpartner.

Wir schlagen uns ins Gebüsch, kämpfen uns durch Brombeerranken, die an meinen Hosenbeinen und Jackenärmeln zerren, es geht durch hohes Gras, dann in eine Senke. Drei kleine Tümpel liegen hier, das Wasser glitzert in der Sonne, eine blaue Libelle läßt sich neben uns nieder.

Ich wanke mit der Videokamera am Ufer entlang, wir sprechen über das verregnete Frühjahr, drohende Trockenheit, den Zustand des Waldes. Der Förster wünscht sich einen halbwegs verregneten Sommer, so viel höre ich raus. Und dass es im Odenwald aktuell zumindest deutlich besser aussieht als anderswo, viel Regen und Buntsandteinböden sei Dank.

Nach dem Interview, zurück im Auto, ziehe ich mir einzelne Brombeerranken-Stacheln aus der Hose und dem Pullover, auch in der Frisur hat sich irgendetwas Pflanzliches verfangen, das sind ja so Termine, die ich liebe.

In der Mittagspause ein kurzer Plausch mit dem Gatten, ich berichte alles, was ich jetzt über den Zustand des Waldes weiß, wir tauschen uns aus über Borkenkäferschäden und Wildschweinpopulationen. Was man halt so redet in der Mittagspause auf dem Lande.

Der Gatte berichtet seinerseits von seinen erfolglosen Versuchen, Silberputzmittel käuflich zu erwerben, ich hatte ihm das aufgetragen. Ur-Ömches altes Besteck aus den Zwanziger Jahren läuft schwarz an, da muß dann auch mal Silberputzmittel her. In zwei Geschäften war er, in beiden starrte man ihn ratlos an. Wer braucht denn hier im Odenwald sowas?, fragte ihn eine Verkäuferin mit gerunzelter Stirne, mit Betonung auf sowas. Wo sie recht hat, hat sie recht, sage ich zum Gatten.

Dann im Büro einen Beitrag basteln über Wald und Trockenheit und Regen, die Handys machen Ping! und Pling! , ein paarmal bimmelt das Telefon, aber insgesamt ist es vergleichsweise ruhig. Pfingstferien in Baden-Württemberg. Am Mittag noch haben sich die Kollegen im fernen Funkhaus beklagt, dass so gar nix los sei im Moment. Kurz vor Feierabend kommt dann aber doch eine von diesen polizeilichen Eilmeldungen, die kein Mensch braucht, und ich bin dankbar, dass ich mich heute nur mit Bäumen befasst habe.

Am Abend wollen dann wieder alle Essen fassen. Die Forellen, die Hühner, die Hunde, der Gatte, in dieser Reihenfolge arbeiten wir das ab. Beim Kochen stelle ich auf der heißen Herdplatte eine große Kunststoff-Schüssel ab, was sich als unglückliche und äußerst geruchsintensive Kombination herausstellt. Aber das Brandloch ist kreisrund, faszinierende Physik.

Wir gießen nach diesem kleinen Missgeschick die Gemüsepflänzchen im Garten, die für mich alle gleich aussehen, von denen mein Geo aber behauptet, das werden Zucchini, und das werden Paprika, und das wird Blumenkohl.

Ich denke aha, aha, und gieße brav. Ich habe keine Ahnung vom Gärtnern im Gemüsegarten, aber immerhin weiß ich seit heute jede Menge über Borkenkäfer und habe gelernt, was eine Kalamität ist. Und dass es im Odenwald nicht so einfach Silberputzmittel zu kaufen gibt. Da bin ich aber sicher, dass wir noch eine Quelle finden werden.

7 Kommentare zu “wmdedgt.”

  1. Es geht auch gut ohne Silberputz: Man nehme eine hitzebeständige Schüssel und kleide sie mit Alufolie aus. Dann das Besteck reinlegen. Je 1 Teelöffel Backpulver und Salz drüber streuen und alles nach draußen tragen, denn gleich stinkt’s! Kochendes Wasser in die Schüssel gießen, brodel, brodel, abkühlen lassen – alles glänzt!

  2. Alter Tip aus meiner Lehre: Schlämmkreide (Calciumcarbonat – gibt’s in guten altmodischen Drogerien oder im Netz) mit Spiritus zu einer Paste vermischen, mit alten Lumpen auftragen und einreiben, dann gut abspülen, sonst bleiben weisse Ränder. Macht das Silber wunderschön glänzend und so bleibt es auch lange Zeit. Am besten im Freien oder bei geöffnetem Fenster arbeiten, sonst wird man besoffen vom Spiritus ;-)

  3. Hier wird man wirklich schlauer: Bislang ging ich davon aus, daß sich der Begriff ‚Kalamität‘ nur im allgemeinen auf ‚mißliche Lage‘ bezieht und habe jetzt gelernt, wie hoch doch tatsächlich die Bedeutung für den Wald ist – Danke und schöne Grüße!

  4. Für was Silberpurtzmittel? Soweit ich weiss, hast Du doch eine „rauchende Unart“ an Dir. Nimm die Asche und putze Dein Silber damit. Schöner wird`s nicht, auch nicht mit Putzmittel ;-)

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