Der Odenwald ist ja bundesweit (wenn nicht gar weltweit) eines der Weihnachtsbaumanbaugebiete, und vermutlich gibt es hier oben kaum eine Familie, die nicht irgendwie jemanden kennt, der sein Geld im Winter mit Weihnachtsbäumen verdient. Trotzdem haben wir auch in diesem Jahr keinen Weihnachtsbaum im herkömmlichen Sinne, wir haben einen Lorbeerbaum, den der Gatte einst als 20 cm-großes Gewürzpflänzchen gekauft und auf die Fensterbank gestellt hat.
Während Pflanzen schon eingehen, wenn ich sie nur angucke, hat mein Geo den berühmten grünen Daumen, und jedenfalls ist das Lorbeerbäumchen inzwischen ein stattlicher Baum von zwei Metern Höhe. Und dient uns Jahr für Jahr als Weihnachtsbaum. Er steht dann etwas indigniert im Wohnzimmer herum und bekommt eine Lichterkette umgehängt und verbreitet also festliche Stimmung, komme da, was wolle.
Damit ist nun Schluß, ich habe heute Morgen die Lichterkette entfernt und erkläre damit die festlichen Tage für beendet. Ohnehin beginnt der Lorbeerbaum zu leiden hier drin, ich weiß nicht, ob das an meiner Gegenwart liegt oder an den hohen Temperaturen, es wird jedenfalls Zeit, dass er wieder raus auf die Terrasse kommt, wenn das Wetter es zuläßt, so in zwei, drei Monaten.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang daran, wie wir früher in Berlin am 6. Januar den Weihnachtsbaum auf den Balkon hievten und ihn von dort hinunter auf die Straße warfen, dann kam die Müllabfuhr und holte ihn ab, angeblich bekamen die Elefanten im Zoo die Weihnachtsbäume zu essen. Ich kann mich nicht erinnern, dass es im Berliner Zoo so viele tausend Elefanten gab, die geschätzte 500.000 Weihnachtsbäume hätten essen können, aber bitte. Vielleicht war das auch nur ein Ammenmärchen für unbedarfte Kinder.
Ich habe inzwischen im Übrigen gelernt, dass hierzulande manche Menschen den Weihnachtsbaum noch bis Mariä Lichtmeß stehen lassen, das ist am 2. Februar und markiert wohl den Tag, an dem Maria quasi aus dem Wochenbett aufstand und mit dem kleinen Jesus im Arm zum Tempel ging. Dann erst war die Weihnachtszeit vorbei. Früher war die gute Stube unter der Woche bitterkalt, der Baum nadelte dementsprechend weniger, da konnte man das wohl ohne Probleme so machen.
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Der Gatte malt und malt und ist kreativ wie eh und je, Ausstellungen sind essig seit zwei Jahren, die Resonanz fehlt, das bremst ihn kaum, es ist beneidenswert.
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Ich war rund ums Wildgehege bei Walldürn ein bisschen wandern, das Wetter war suboptimal, die Ausschilderung der Rundwege nicht idiotensicher, schön wars trotzdem, ich kann das besonders für Familien mit Kindern empfehlen, aber vielleicht warten Sie wenigstens, bis man nicht mehr knöcheltief im Matsch versinkt, wenn man an den Gehegen mit Wildsauen und Rotwild und Mufflons vorbeiwill. Fotos von dem Viehzeug habe ich nicht geknipst, weil Wasser in den Schuhen und scharfer Wind und abgefrorene Finger. Das ist alles aber wirklich sehr hübsch gemacht da, ausserdem gibts nebenan einen großen Abenteuerspielplatz und eine große Gaststätte, Sie sollten sich das für Frühjahr oder Sommer mal auf die To-Do-Liste schreiben.
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Die Vogelgrippe, die ich mit Bangen verfolge, seit sie wieder in Norddeutschland aufgetreten ist, hat sich nun auch ein Stelldichein im Heidelberger Zoo gegeben, und ich schwanke zwischen hysterischem Gekicher und echter Verzweiflung und entwerfe allerlei Szenarien, ob und wie unsere Hühner eine möglicherweise drohende Aufstallungspflicht überstehen würden. Ob ich das überstehen würde. Oder überstehen werde, es ist ja vermutlich nur eine Frage der Zeit. Das Thema Vogelgrippe hat dabei in diesem Hause das Zeug zum Ehekrach-Verursacher, es ist alles kompliziert, und Ein Schweißfuß kommt selten allein, würde meine Mutter jetzt sagen.
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Vier Corona-Tote gibt es inzwischen in meinem Odenwälder Umfeld, zu denen ich irgendeinen Bezug oder ein Gesicht vor Augen habe, einer der ersten war sogar ein lieber Freund. Ich habe es aufgegeben, mich regelmäßig über die aktuellen Pandemie-Verhaltens-Vorschriften zu informieren, ich blicke da nicht mehr durch. Wir verhalten uns einfach weiterhin maximal vorsichtig, treffen uns, wenn überhaupt, mit den immergleichen vier Menschen, tragen mit Überzeugung Maske, wo immer es verlangt wird oder sinnvoll erscheint. Weihnachten und Silvester haben wir in trauter Zweisamkeit verbracht, und ein Restaurant sehen wir nur von innen, wenn wir das dort bestellte Essen abholen. Die komplette Ereignislosigkeit im Privaten, gemischt mit einer diffusen Sorge, seit Monaten geht das so. Anstrengend ist das, aber es ist, wie es ist.
Auch im beschaulichen Odenwald machen sie jetzt Spaziergänge, montags, ich muß das von berufs wegen verfolgen. Im Städtchen wollen sie ihren Teil dazu beitragen, das System zu stürzen, die Diktatur zu beenden, weg mit der Unterdrückung!, Friede, Freiheit undsoweiter.
Meine Reporter-Kolleginnen und -Kollegen in Mannheim und anderswo dürfen nicht mehr ohne Security-Personal zu diesen Spaziergängen, und ich bin gespannt, ob es womöglich auch in der nordbadischen Provinz irgendwann so kommt, dass unsereiner nicht mehr über eine Demonstration berichten kann, ohne angeschrien, beleidigt oder geschubst zu werden. Kamera aus der Hand schlagen: andernorts auch schon sehr beliebt. Ich will das alles gar nicht glauben, und vermutlich übertreibe ich nur maßlos, dennoch habe ich ein mulmiges Gefühl, selbst hier draußen, in der vermeintlichen Idylle.
Hätte man ja vor ein paar Monaten auch noch nicht gedacht, dass das mal so kommt.
in mosbach ist die reporterin der rnz am arm gepackt worden, bekam aber hilfe. ich verstehe nicht, warum die leute da umeinander laufen. es geht nicht um etwas fassbares, sondern es ist fiktiv. weil die gleichen menschen lassen sich für fernreisen impfen, schlucken medikamente und essen den größten chemiecocktail. und wenn sie so für demokratie und freiheit sind, so dürfen doch keinesfalls mandatsträger/-innen und polizisten/-innen bedroht und beleidigt werden. irgendwie ein allgemeines unwohlsein, wie bei den gelbwesten in frankreich? argumente nutzen nichts mehr, leider.
Christbaum haben wir schon seit Jahren keinen mehr, aber Lichterschmuck, auch ein bisschen im Wintergarten. Und der bleibt bis Lichtmess. Der Christbaum wurde immer am 6. Januar geräumt.
Herzlichen Dank für den Mariä-Lichtmeß-Hinweis. Jetzt haben Weihnachtsbaum und Co. ein verlängertes Leben und ich vermehrte Freude!