Ich war im Morgengrauen bei einer dieser Schnelltest-Aktionen, durch die Dunkelheit auf dem großen Parkplatz am Waldrand huschten Gestalten in Schutzanzügen, mit Gesichtsmasken und Visieren, und überhaupt fühlt sich das alles ja derzeit sehr surreal an. Ich nehme an, das wird in der Stadt nicht viel anders sein als hier auf dem Lande, in der vermeintlichen Provinz. Wann übrigens verwandelt sich eigentlich eine Ausnahmesituation in den ganz normalen Wahnsinn? Ich frag ja nur mal so.

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Der idyllische Landkreis, sonst von Katastrophen gerne verschont, kratzt immer mal wieder an der 400er-Marke bei der berühmten Sieben-Tages-Inzidenz, wir sind ja mal wieder Spitzenreiter im ganzen Land. Wo wir auch Spitzenreiter sind: Bei der Zahl der Pflegeheimplätze im Verhältnis zur Bevölkerungszahl, und so hängt das eine mit dem anderen wohl zusammen. Ausserdem haben wir mit der Mosbacher Johannes-Diakonie die größte Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Baden, und wenn hier oder dort das Virus zuschlägt, dann gleich richtig.

In zwei Pflegeheimen helfen jetzt Bundeswehr und Rot-Kreuzler, weil zuwenig gesundes Personal für zuviele infizierte Bewohner da ist und alle miteinander am Stock gehen. In einem der Heime, heißt es, seien inzwischen 50 Mitarbeiter und fast 100 Bewohner und Bewohnerinnen infiziert. Und Andi Scheuer schickt in seinem Wahlkreis Kekse an Pfleger und Pflegerinnen, als Dankeschön für gute Leistung, und man fragt sich, ob solche Leute (oder deren Mitarbeiter) eigentlich noch irgendeine Art für Gespür haben. (Spoiler: offenbar nicht.).

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Der Biber am See hat sich in eine neugebaute Höhle verzogen, und überhaupt beneide ich ihn ein bißchen. Der Lebensentwurf fressen-schlafen-schlafen-fressen hat ja durchaus was, und ich denke darüber nach, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre, sich jetzt in diesem Moment in einen Winterschlaf zu legen und erst, sagen wir, in sechs Monaten mal wieder aus der Höhle ans Tageslicht zu kriechen. Naja, Sie wissen schon.

Geht ja aber nicht. Das Büro ruft, der Chef auch. Die Themenlage sowieso. Und eventuell werde ich mich auch über die Weihnachtstage mehr mit Gesundheitsamt, DRK, Katastrophenschützern, Krankenhäusern und leitenden Verwaltungsmenschen unterhalten als mit meinem Geo.

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Aber wenigstens gibt es heute abend Lammkeule. Und wir haben als kommunikativer Höhepunkt des Tages eine Verabredung um 21 Uhr via facetime-Video-Anruf. Leider hat mein Geo vergessen, mit wem, aber das werden wir auch noch herausfinden.

7 Kommentare zu “Frohes Fest.”

  1. Ihnen und Ihrem Mann trotz aller Arbeit, die Sie in den nächsten Tagen haben, eine gute gemeinsame und gesunde (Weihnachtszeit-) Zeit. Schön, dass es Sie gibt!

  2. Gruß an den Biber. Hat was.
    Danke für die vielen schönen Texte über’s Jahr! Ihnen
    und der Famille alles Guhute.

  3. Ich fiebre mit und verfolge die Zahlen und weiß, dass es auch mein Dorf erreicht hat. Die Wahlverwandten haben sich jetzt bei der Pflege in Ihrem Heim auch infiziert. Nein, solcher Schwachsinn wie von dem Scheuer-Andi ist nur noch peinlich.
    Bleibt gesund! Die Lammkeule hat hoffentlich gemundet.
    Herzlich
    Astrid

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