Wer mich kennt, wird diesen Tag rot im Kalender anstreichen. Ich habe bis (Achtung!) Viertel vor Zehn geschlafen. Freitag ist frei-Tag. Und kann mich nicht erinnern, wann ich jemals so lange im Bett gelegen habe, ich bin ja eine überzeugte Frühaufsteherin, und nach vielen Jahren, die ich von berufs wegen um halb Drei nachts aus den Federn gesprungen bin, kommt mir schon Acht Uhr morgens fast wie Mittagszeit vor.
Wie dem auch sei, ich erzähle Ihnen das ja auch nur, weil heute wmdedgt-Tag ist, die freundliche Nachbarbloggerin möchte am Fünften eines jeden Monats wissen, was wir so den lieben langen Tag treiben, also bitte, ich bin dabei.
Ich kämpfe also den Vormittag lang mit dem preußisch-protestantischen schlechten Gewissen und entschuldige meine Langschläferei mit dem gestrigen Abend. Besuch war da, angeregte Gespräche und Gelächter, und das Wort Corona kam nicht ein einziges Mal vor, das hat es ja so auch schon lange nicht mehr gegeben.
Heute jedenfalls erstmal die Gastgeschenke versorgen und verräumen, die Freunde haben eingelegte Gurken mitgebracht und frische Forellenfilets und Haarshampoo, die Kombination mag in städtischen Ohren etwas eigenwillig klingen, ist in unseren Kreisen aber ganz normal.
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Ein Paket zur Post gebracht, für die betagte, aber mopsfidele Freundin, die in einem Altenwohnheim derzeit quasi eingesperrt ist, pandemiemäßig und so, und die doch so gerne liest. Der Freundeskreis trägt Bücher zusammen, und wir verschicken sie an den Bodensee.
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Kurz laufen mit den Hunden, bevor der nächste Regen kommt. Ein paar Rehe springen am Waldrand durch die nassen Wiesen, und der Kuckuck ruft. Idylle pur. An einer Gabelung im tiefen Wald steht plötzlich ein hageres Männlein mit hochrotem Kopf vor uns, die Hunde kläffen ihn an, Sind die gefährlich?, will er wissen, und ich sage Solange Sie nicht gefährlich werden, sind wir es auch nicht. So ganz geheuer sind mir ja Männer, die plötzlich vor mir im finstren Wald stehen, nicht immer.
Wir kommen ins Gespräch, und er berichtet etwas schnaufend, er komme grade aus der Autowerkstatt. Das kaputte Auto da hingebracht und dann den Bus zurück verpasst, jetzt halt zu Fuß nach Hause. Seit anderthalb Stunden bergauf, sagt er, anstrengend, aber schön.
Ja, so ist das auf dem Lande. Die nächstgelegene Opel-Werkstatt meines Vertrauens ist auch 15 Kilometer Luftlinie entfernt, und als ich dort neulich mein Auto hingefahren habe zur Inspektion, bin ich auch zurück gelaufen. Vier Stunden war ich auf verschlungenen Wanderwegen unterwegs. Wer also niemanden hat, der einen zur Werkstatt begleitet und dann im Auto wieder heimfährt (und irgendwann dann wieder hin zur Werkstatt), der hat ein Problem. Oder muß sich einen Ersatzwagen mieten. Kann man sich ja vermutlich in der Stadt auch nicht vorstellen.
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Das Amtsblatt studiert. Immer wieder eine helle Freude. Neulich hat sich das Rathaus der Gemeinde Fahrenbach dort fürchterlich erregt über schlimme Schmierereien an einem Buswartehäuschen, Zeugen werden gebeten, sich zu melden, das verursacht ja alles hohe Kosten, undsoweiterundsoweiter. Ich habe das natürlich gleich mal in Augenschein genommen, nein, schön ist anders, aber der Aussage kann ich grundsätzlich doch irgendwie zustimmen.
Ansonsten brechen offenbar auch dem Amtsblatt die Anzeigen weg, außerdem die sonst so vielzähligen Veranstaltungsberichte, ist ja alles essig derzeit. Dafür gibt es jetzt eine Kinderausmalseite und ein sudoku, oder wie das heißt. Kurz denke ich darüber nach, die Schildkröte auszumalen. Ich meine, wenn der Tag schon so eigenwillig mit Langschläferei begonnen hat, könnte ich doch jetzt auch Kinderausmalseiten ausmalen, aber ich komme doch wieder davon ab.
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Dem Gatten beim Fluchen zuhören. Das macht er immer, wenn er am Rechner sitzt, und derzeit sitzt er täglich da, um Kunstfreunde in Corona-Zeiten digital durch sein Depot zu führen. Erst flucht er, dann entsteht meistens eine kleine Stille, dann ruft er Kannst Du mal bitte kommen? durchs Haus. Yes, we can! Meistens ist das Problem dann schnell gelöst, und was da auf seinem Künstlerblog so inzwischen alles entstanden ist können Sie (Klick!) hier mal durchscrollen.
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Mittags schon an abends denken: Wir werden wieder Gäste haben, die kommen aus der Stadt, und ich frage mich, wie ich denen das volle-Pulle-LandLeben-Klischee bieten kann. Ich werde sie fragen, ob sie vor dem Essen noch rasch mitkommen an den See, Forellen füttern. Oder sie bitten, Eier aus dem Hühnerstall zu holen. Ein bißchen Show muß doch sein.
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Abendessen pflücken im Garten. Naja, zumindest den Salat und die Gewürze. Nudeln wachsen ja bei uns im Hohen Odenwald nicht, ist denen vermutlich zu kalt hier oben.
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Forellen füttern am See. Bei strömendem Regen und alleine. Das verwaiste Enten-Nest inspizieren und den Kühen Guten Tag sagen, die sich dicht an den Grundstückszaun drängen, um sich vor dem Regen zu schützen.
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Dann Abendessen mit Freunden. Wieder gute Gespräche bis spät in die Nacht. Schön war das.
Wenn man DEN Bus verpasst ist es hier auch vorbei. Es gibt keinen anderen.
Hier sind gerade Mitfahrerbänke installiert worden. Aus einer kleinen Kiste kann man ein Metallschild mit dem Wunschort herausklappen. Bisher wird sie nicht genutzt. Warten wir es mal ab.
Mit Besuchern aus der Stadt machen wir auch immer die Zootour, also die Dorftiere gucken.