In meinem nächsten Leben werde ich storm-chaser, also fotografischer Wetterjäger. In diesem aktuellen Leben bin ich dafür noch viel zu feige, und noch nicht wirklich gut genug. Aber ich übe schon mal. Kann man ja jetzt endlich wieder. Endlich mal wieder Wolken und Regen, und ich bin heute mittag da oberhalb von Buchen auch fast gar nicht nass geworden.

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Ansonsten war ich heute früh stundenlang im Wald unterwegs, rein dienstlich, versteht sich, und wie ich da so vor mich hinstapfe, sehe ich im Unterholz sechs oder sieben junge Wildschweine, die unser Jägerfreund vermutlich als Einjährige bezeichnen würde. Das ist ja nun weiß Gott keine Besonderheit des Landlebens mehr, Wildschweine können Sie in Berlin inzwischen an jeder zweiten Straßenecke beobachten, zumindest in so Bezirken wie Lichterfelde oder Britz-Buckow-Rudow.

Wenn ich so junge Wildschweine entdecke, erwarte ich irgendwo im Gehölze ja auch die Alten, die dann wütend auf mich und die Hunde losgehen. In diesem Fall allerdings musste ich feststellen, dass die Jungen offenbar die Alten sind, denn als sie sich in Bewegung setzten, hopsten und hüpften gefühlt 50 winzige Frischlinge durch das trockene Laub ihnen hinterher. Einjährige waren früher noch nicht geschlechtsreif, sagt unser Jägerfreund, warum sie es inzwischen offenbar sind, habe ich noch nicht so ganz verstanden, aber ganz normal scheint mir das nicht zu sein. Vielleicht weiß jemand hier Genaueres?

Ich kann Sie ansonsten noch mit einem Tipp versorgen, der Sie bei der nächsten Wildschweinbegegnung vor allerlei Unbill bewahrt. Sei es nun am U-Bahnhof Lankwitz oder tief im Odenwald. Solange sie grunzen (also, die Schweine, nicht Sie), solange sie also grunzen, ist alles in Ordnung, wenn sie anfangen mit den Zähnen zu klappern, sollte man hingegen das Weite suchen, aber dalli. Hat mir mal ein Kollege verraten, der mit Pfeil und Bogen auf die Jagd ging. Ja, sowas gibts.

Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muß in den Garten, einen Regentanz aufführen, damit die schwarzen Wolken dann vielleicht auch bitteschön mal ein paar Tropfen abwerfen. Zeit wärs ja.

4 Kommentare zu “Unterwegs.”

  1. H. vermutet, dass es bei den Wildsäuen so ist wie bei den Füchsen: Sie reagieren auf starke Verfolgung mit der Zeugung von mehr Nachwuchs. Dann auch früher, als Einjährige. Oder es spielen milde Winter und eine gute Futterlage eine Rolle. Oder alles zusammen.

  2. Hihi, die Einjährigen werden als Überläufer von Jägern bezeichnet, Jägersprache halt. Durch milde Winter vor allen Dingen wird die frühe Geschlechtsreife hervorgerufen. Einhergehend mit entsprechend besserem Futterangebot und die Schwarzkittel sind auch noch sauschlau, was Anpassung und Felderplündrn angeht. Was sich Landwirte schon alles haben einfallen lassen, „Feld“ Radio gefällt mir da am Besten. Nach ein paar Tagen tanzt die Rotte bestimmt zur Musik mit. Ein wenig Respekt sollte man bei Spaziergängen mit Schwarzkittell Begegnungen schon haben, nicht in die Enge treiben, aber meißt sind wir Menschen eh laut genug.
    Deine Himmelsbilder sind wunderbar!
    Liebe Grüße
    Nina

  3. Ich frag mich dann immer, wie viel „das Weite suchen“ Sinn macht, wenn ich nicht schneller bin als die Schweine? Auf einen Baum komme ich bestimmt nicht hoch, im Wald haben die ja nicht gerade Sprossen in brauchbarer Höhe…

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