Gar nicht so leicht, Nutztiere ohne Ohrmarke vor die Linse zu bekommen. Stelle ich immer wieder fest. Ohrmarken sind unter ästhetischen Gesichtspunkten ja nun nicht so der Brüller, aber eben leider Pflicht. Und Ohrmarken setzen Viehhalter so schnell wie möglich nach der Geburt. Bevor der Säugling nämlich in der Lage ist, davonzuflitzen, und der Landwirt muss dann wie ein Depp hinterherspringen, quer über die Weide.

Insofern hatte ich heute früh Glück. Ein frisch geschlüpftes Kälbchen, vermutlich erst in der Nacht auf die Welt gekommen. So frisch, da hing ja noch das Preisschild die Nabelschnur dran.

Hallo, Welt.

Und noch völlig wacklig auf den langen krummen Beinen. Sehr rührend anzusehen. Es muhte ein bisschen kläglich, so, als wollte es dann doch lieber schnellstens zurück in den warmen dunklen Mutterleib. Man kann es ihm nicht verdenken.

Außerdem hat es die Sache mit der Milch noch nicht ganz raus, es nuckelt und leckt an allen möglichen Körperteilen und Gliedmaßen der Mutter, nur nicht am Euter. Muttern beeindruckt das wenig, sie grast in aller Ruhe weiter, Kraft sammeln nach der anstrengenden Geburt, so stelle ich mir das zumindest vor.

Einfach da herumstehen und dem neuen Lebewesen zuschauen, wie es die ersten Schritte auf der Welt macht. Kann ich, sowas. Mit großer Begeisterung. Und mit ein bisschen Neid. Kälbchen auf der Weide möchte man sein. Aber auch nur für eine Weile. Und dann, irgendwann, ab einem bestimmten Schlachtgewicht, lieber doch nicht mehr. Naja, Sie wissen schon.

5 Kommentare zu “Frisch geschlüpft.”

  1. Trotzdem besser so – Mutterkuh- oder Herdenhaltung – als diese schreckliche Trennung von Mutter und Kind!!!!!
    Sehr faszinierende Fotos, liebe Friederike!
    DANKE!

  2. H. geht am Sonntag auf das Hoffest des Obergrashofs. Die haben eine Herde des Murnau-Werdenfelser Rinds. Da geht es mit Kälbchen ebenso zu.
    (Schöne Bilder, by the way)

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