Wenn Sie ein heimliches, selbstquälerisches Vergnügen daran haben, anderen Menschen beim Urlaub zuzugucken, beim Faulenzen und Genießen, während Sie morgen wieder arbeiten müssen, bitte sehr: Hier werden Sie geholfen. Mit zwölf Bildern vom Zwölften des Monats, so verlangen es die freundliche Nachbarbloggerin und das Bloggergesetz. Heute also in der Vogesen-Version. Kleine Odenwälderin auf großer Fahrt.
Und morgens erstmal Hunderunde.




Tief im Wald ist eine einzige Pilzesammlerin unterwegs, und auch sonst könnte es ausgesprochen idyllisch sein, wenn nicht plötzlich wie aus dem Nichts die Motocrossfahrer angeschossen kämen, mit ohrenbetäubendem Lärm donnern sie querfeldein durch den Wald, und je nach Windrichtung höre ich sie erst, wenn sie mich und die Hunde schon fast über den Haufen gefahren haben. Eigentlich sollte ich dieses Schauspiel schon aus vorherigen Urlauben kennen, und doch erschrecke ich noch jedes Mal zu Tode. Und schimpfe dann wie so eine übellaunige Deutsche Alte vor mich hin, aber das hören die Motocrosser bei ihrem Lärm ohnehin nicht.
Aus dem Unterholz kommt ein junger Mann gestiegen, die Kapuze seines Hoodies tief ins Gesischt gezogen, er mustert mich, ich ihn, dann läuft er den ansonsten einsamen Waldweg entlang langsam hinter mir her. Ob Massenmörder, Pilzesammler, Triebtäter oder Wanderer, das bleibt leider unklar. Ich kommandiere die zwei (dummerweise vergleichsweise winzigen) Hunde, als seien sie gefährliche Bestien, und am Ende des Weges verschwindet der Kapuzenmann im Haus gegenüber von unserem Ferienhaus. Als ich mich grade das 38. Mal nach ihm umgedreht habe, winkt er uns lächelnd zum Abschied, und ich denke bei mir Na, Du hast ja Nerven!, er ist vermutlich der erwachsene Sohn der ausgesprochen netten Nachbarn, der zu Besuch ist. Naja, Sie wissen schon. Zumindest, wenn Sie Frau sind, und mutterseelenallein im Wald unterwegs.
Zur Entspannung erstmal auf den Lesesessel. Urlaub halt. Draußen im Garten ist es noch zu frisch. Und Lesestoff gibts genug, auch viel Spannendes dabei.


Zwischendurch immer mal ein Imbiß. Wir haben Zutaten aus dem Odenwald mitgebracht. Zur Sicherheit. Und aus Gründen. Grmpf. Geht aber schon wieder, danke der Nachfrage.

Ein bisschen in diesem Internetz nachlesen über die aktuelle Staatskrise in Frankreich, man gönnt sich ja sonst nix. Wahrscheinlich muss Staatspräsident Macron derzeit auch täglich eine ganze Packung Paracetamol einwerfen, anders ist das wohl nicht auszuhalten. Schlimmste Staatskrise seit Jahrzehnten, lese ich, es geht nicht vor und nicht zurück und ist offenbar (wenn ich das alles richtig verstehe), eine Mischung aus Satireshow und Irrenhaus.
Kann uns alles Wurst sein, wir sind hier am Ende der französischen Welt, im tatsächlichen wie übertragenen Sinne, da ist der strukturschwache Odenwald eine Region dagegen, da muss man ja die Sonnebrille aufsetzen, weil Wohlstand, Wachstum und Zukunftsaussichten so gleißend hell strahlen. Aber das ist jetzt wieder eine andere Geschichte, da müssen wir nochmal nachdenken über Förderalismus und Zentralstaat und Herrn Macrons gesammelte Probleme und so Zeugs.
Also Staatskrise Staatskrise-, und Macron einen guten Mann sein lassen und lieber im Garten in die Sonne setzen. Gepflegte Urlaubsfaulenzerei macht die Welt zwar nicht besser, richtet aber definitiv keinen weiteren politischen Schaden an. Meine Meinung.

Vom Nachbardorf weht der dunkle Klang der Kirchenglocken herüber, in das sonntägliche Mittagsgeläut mischen sich heulende Motorsägen aus mehreren Richtungen, und irgendwo ganz in der Nähe bearbeitet jemand mit einem Vorschlaghammer Metall. In Gärten flattert gewaschene Wäsche an Leinen.
Sonne lacht, Himmel blau, Wind weht, Blätter fallen. Die einzige Übung des Nachmittags besteht darin, den Stuhl alle Viertelstunde ein Stückchen zu verrücken, dem Lauf der Sonne folgend. So gesehen kann Urlaub ja auch wieder durchaus anstrengend sein.

Später noch eine kleine Hunderunde über eine der Hauptstraßen des Dorfes, mal schauen, wer derzeit beim innervogesischen Heckenschneidewettbewerb welche Punktzahl verdient hat. Der hier hat auf jeden Fall schon mal Ambitionen zumindest auf einen Anerkennungspreis, will mir scheinen, seine Hecke wirkt wie die Gebüsch-gewordene Berliner Mauer, nur ingesamt ein bisschen freundlicher. Ich bin beeindruckt. Und frage mich, ob die Männer hier (Gendern nicht nötig) mit Wasserwaage arbeiten, oder ob auch schon mal Nagelschere oder Effilierkamm zum Einsatz kommen. Wir werden das weiter beobachten. (Vielleicht mal eine Fotoserie zur hiesigen allgegenwärtigen Heckensymmetrie machen, und dann Bezüge zur aktuellen gesellschaftspolitischen Lage herstellen, irgendsowas in der Art.)

In all den Aufregungen des Tages sucht der Gatte noch ein bisschen Stille, wer wollte es ihm verdenken.

Jetzt aber langsam mal über das Abendessen nachdenken, so ein Tag macht ja erstaunlich hungrig.
Naja, Sie wissen schon.
Einen ganz wunderbaren weiteren Urlaub noch und viele Genesungswünsche (wie blöde das im Urlaub ist. Macht der Schatz auch gerade mit)
Liebe Grüße
nina
So schöne Fotos und ein erfrischender Urlaubsbericht.Klasse
Ich schließe mich M. Krämer an und wünsche ebenfalls einen weiterhin erholsamen Urlaub – liebe Grüße!