Nein, also das Wetter war in den vergangenen Tagen nun weiß Gott nicht schön, selbst die Kühe auf der Weide guckten irgendwann genervt. Ich bewunderte aber sehr, wie ihre Frisuren dem Dauerregen standhielten, meine tat das nicht.

Ein Freund schickte per Mail ein Foto aus dem Urlaub, ein bisschen Strand und viel blaues Meer waren darauf zu sehen, versehen mit dem Hinweis Da gehen wir jetzt gleich rein! Ja, schön, wirklich schön. (Hier jetzt einen irgendwie halbwegs genervten Gesichtsausdruck dazudenken).

Ich betrachtete das sommerliche Bild fröstelnd und noch in den dauernassen Klamotten, das Wasser troff mir aus den Schuhen, und ich hätte gerne geantwortet Ihr könnt mich mal, aber sowas macht man ja nicht. Stattdessen schrieb ich zurück Fast so viel Wasser haben wir auch. Aber im Keller.

Das Wasser floss also bei uns durch den Keller, kein griechisches Mittelmeer, sondern schnöder Odenwälder Regen, aber es war insgesamt nicht schlimm. Insofern: Schön. Und dem Freund den Urlaub dann doch noch gegönnt.

Und sehr schön war ja, wie ich mich am schlimmsten Dauerregentag der vergangenen Woche irgendwie zum Bäcker im Städtchen durchkämpfte und dort Rabatt bekam. Stammkunden, die bei diesem Wetter zu uns geschwommen kommen, müssen belohnt werden, beschloss die freundliche Filialleiterin, während mir beim Betrachten der Auslage das Wasser nicht im Munde zusammenlief, sondern aus den Haaren in den Kragen tropfte. Schön!

Bei solchem Sauwetter erlaube sogar ich als preußische Protestantin mir mal ein paar faule Stündchen auf dem Sofa. Das sind so Tage, die muss man sich rot anstreichen im Kalender, und jedenfalls habe ich also ein sehr schönes Buch gelesen: Anna oder Was von einem Leben bleibt, ich kann das sehr empfehlen.

Heute dann endlich mal im Trocknen durch den Wald, schön war das. Mit einem Auge immer Richtung Unterholz, ob da nicht vielleicht…irgendwo… wenigstens ein, zwei…Steinpilze? Nein, Fehlanzeige, aber sowas von. Egal, trotzdem schön.

Unterwegs lande ich auf einem kleinen Pfad im Wald, der schon nach wenigen Metern nur noch aus zerstückelten alten Dachziegeln besteht, Wegebau undsoweiter, Naja, Sie wissen schon. Ich hasse solche Wege normalerweise, sie sind für Wanderer und Hunde eine gewisse Zumutung, eine gefährliche noch dazu, weil mitunter spitze Kanten und Ecken in die Höhe ragen.

Wie ich mich also noch aufregen – und meinen Unmut den doofen Ziegeln mitten ins Gesicht schimpfen will, merke ich, dass ich auf historischen Spuren unterwegs bin, das versöhnt mich augenblicklich.

Ludowici Jockrim, da kommen die Ziegel her, wer weiß, wie alt sie sind. Und wie sie seinerzeit gemacht wurden, unter welchen Arbeitsbedingungen. Und auf welchem Wege sind sie wohl auf ein Odenwälder Dach gekommen? Schön, wenn man unterwegs unverhofft auf Geschichte und Geschichten trifft, gleichsam in sie hineinstolpert.

Ich muss das natürlich gleich mal nachlesen und finde im Internet heraus, dass die Ziegelei Ludowici zu ihrer Zeit eine der (Achtung!) größten Ziegeleien der Welt war. Das Ziegelmodell Z1, was mir hier im Odenwälder Unterholz also zu Füßen liegt, war der weltweit erste industriell gefertigte Dachziegel überhaupt. Ja, ist es denn zu glauben. Sie können das alles hier bei (Klick!) Wikidingsbums nochmal nachlesen. Und ein Ziegeleimuseum gibts in Jockgrim natürlich auch, das kommt mal gleich auf meine Ausflugsliste. So weit ist das ja nicht weg, quasi Pfälzer Nachbarschaft. Ich sags ja: Kein Tag ohne Horizonterweiterung. Schön ist das.

Und Leserpost habe ich bekommen, wie schön ist das denn bitte? Ein freundlicher Blogleser war urlaubenderweise auf Bornholm und traf dort – ausgerechnet – auf den Odenwald. In einer Töpferei.

Wenn ich das richtig verstanden habe, hat der freundliche Blogleser in etwa genauso wenig Ahnung von der Töpferei und den Geheimnissen ihrer Zutaten wie ich, insofern waren wir beide etwas ratlos, um was es sich bei Odenwalderler wohl handeln möge. Auch das Internet gibt dazu nicht viel her. Falls also Töpferinnen und Töpfer anwesend sind: Vielleicht können Sie uns auf die Odenwalderlersprünge helfen? Das wäre schön.

Und dann war da noch das Allerschönste: Der Gatte brachte mir von seinem samstäglichen Einkauf zwei Überraschungen mit und erfreute mich damit über alle Maßen: Eine Familienpackung Vanille-Eis und einen Beutel Mehlwürmer, getrocknet. Beides hatte ich mir schon lange sehnlichst gewünscht. Das muss Liebe sein. Wie schön!

Ansonsten: Schönes Wochenende.

3 Kommentare zu “Was schön war”

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