Wmdedgt, das ist die Abkürzung der Frage Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?, und manchmal frage ich mich das ja auch. Jedenfalls will die freundliche Nachbarbloggerin das immer am Fünften eines Monats wissen, also bitte.
Das ist heute so ein Tag aus dem stinknormalen Leben einer Odenwald-Korrespondentin, er startet mit der üblichen Hunderunde und führt mich danach in das kleine Museum im Nachbardorf, wo ich ein paar Fotos mache. Die Kollegen haben Wind von einer (Klick!) Geschichte aus dem Museum bekommen, eine Geschichte aus der Geschichte ist das quasi, ich liefere die Bilder für den online-Beitrag dazu. Den Text nicht, bin ja als Museums-Ehrenamtliche befangen.
Dann ins Korrespondenten-Büro, ich befasse mich nach der morgendlichen Schaltkonferenz der Redaktion inhaltlich weiter mit dem Zweiten Weltkrieg und seinen Hinterlassenschaften im Odenwald, recherchiere die aktuelle Lage der Weizen und Dinkel-Ernte in der Region, außerdem den Sachstand bei der Unterbringung von Geflüchteten. Via Internet bekomme ich in einer ganz anderen Sache unerfreuliche Hinweise zugespielt und informiere mich daraufhin – aus Gründen – über die Rechtslage bei Verdachtsberichterstattung. Letzteres ist gar nicht mal so unkompliziert, und ich suche schon mal die Kontaktdaten der hauseigenen Juristen raus. Der ganz normale Wahnsinn also.

Thematisch geht es munter weiter, alles parallell und gleichzeitig, wie immer. Drei Mailfächer, zwei Messenger und drei Telefonleitungen piepsen, bimmeln, klingeln. Ein musikalischer Rekordversuch, extrem seltene Schwarzstörche im Landkreis, ein spannendes Freizeitangebot im hiesigen Jugendgefängnis; Kollegen aus dem fernen Studio in der großen Stadt haben Gesprächsbedarf, und vor dem Bürofenster brüllt stundenlang ein Laubbläser. Wie gesagt: alles wie immer, nicht der Rede wert. Ich muss es aber trotzdem hier berichten, dafür ist das monatliche wmdedgt-Tagebuch ja schließlich da.
Mittags kurze Pause im Café. Der Typi vor mir in der Warteschlange an der Theke daddelt ewig auf seinem Handy herum; als er endlich dran ist, fängt er erstmal an zu überlegen, was (und ob überhaupt) er eigentlich wohl essen oder trinken will und betrachtet ausführlich die Auslage. Das dauert. Einmal solche Ruhe haben. Beneidenswert. Naja, Sie wissen schon.
Am Nachmittag lese ich mich in das (nicht mehr ganz neue) Einwegkunstofffondsgesetz der Bundesregierung ein, das kennen Sie ja sicher alle. Nicht unbedingt das, was man sich unter Weltliteratur vorstellt, aber naja. Das Stichwort dahinter: Wiehernder Amtsschimmel. Ansatz gut, Umsetzung offenbar – wie wollen wir sagen? – suboptimal. Oder, wie der hiesige Landrat es neulich in der Talkshow von Markus Lanz etwas deutlicher formulierte Welches kranke Hirn denkt sich denn sowas aus? Das ist übrigens auch sowas, was mich an der vermeintlich kleinen, regionalen Berichterstattung so fasziniert: Dinge, die ganz oben beschlossen werden, mal ganz unten auf ihre Praxis-Tauglichkeit abzuklopfen.
Ich sammle weiter Ideen und Termine, maile potentielle Gesprächs- und Interviewpartner an. Der Rest ist Warten. Warten auf Reaktion und Rückmeldungen. In der Urlaubszeit wartet man traditionell auf beides etwas länger.
Irgendwann bin ich des Wartens überdrüssig und verlasse das Büro, fahre noch am See vorbei, die Forellen wollen noch gefüttert werden. Hunde, Hühner und Katze zuhause auch.
Zum Abendessen gibt es Spiegeleier. Was hier so relativ belanglos klingt, ist in Wirklichkeit sen-sa-tio-nell, ein entscheidender Durchbruch nach monatelanger Eierflaute. Neue Hühner, neue Eier, tjaahahahaaa, da staunen Sie! Wir essen mit Genuss, loben die himmlischen Spiegeleier über den grünen Klee und kriegen uns gar nicht mehr ein. So haben wir wenigstens auch noch Gesprächsstoff, wenn wir uns zum Feierabend gleich aufs Sofa setzen, worüber soll man sich denn sonst unterhalten an einem langen Abend auf dem Lande, ohne Fernsehempfangsgerät. Naja, Sie wissen schon.
Ohne Fernsehen ist immer gut. Hier im Hause gibt es auch keinen. Da muss man reden!
„Das ist übrigens auch sowas, was mich an der vermeintlich kleinen, regionalen Berichterstattung so fasziniert: Dinge, die ganz oben beschlossen werden, mal ganz unten auf ihre Praxis-Tauglichkeit abzuklopfen.“ – ja! Da bekommt z.B. die ein oder anderer EU-Förderrichtlinie o.ä. eine etwas surreale Note.