Das harte Licht am Mittag ist das ungünstigste, wenn man im Wald fotografieren will, steht im Fachbuch, also gehe ich beim harten Licht am Mittag los und fotografiere im Wald und wundre mich, dass die Bilder nur so naja werden. Ich behaupte einfach, ich hätte ja eh nur Location-Scouting gemacht (so heißt das immer in den Fachbüchern), um dann bei besserem Licht wiederzukommen.

Jedenfalls habe ich da einen neuen Wald entdeckt, ganz bei mir umme Ecke und wunderschön, weil knallgrün und alles voller Blaubeeren, also warten Sie mal, bis ich da vernünftige Bilder ohne hartes Licht mache. Da werden Sie schön staunen. Ich staune auch immer wieder, wo es noch überall Neues zu entdecken gibt, in einer Gegend, die ich inzwischen so gut zu kennen glaube wie meine nicht vorhandene Westentasche.

Blaubeeren kann man noch nicht sammeln, dafür sammle ich Zecken, das ist ja auch so eine Art Lieblingsbeschäftigung von mir. So schlimm wie dieses Jahr wars noch nie!, das sage ich jedes Jahr, aber dieses Jahr ist es wirklich wahr: so schlimm wars noch nie. Ehrlich. Als der liebe Gott die Zecken erfunden hat, muss er aber einen so was von verdammt schlechten Tag gehabt haben. Gibt es irgendwen auf der Welt, der einen echten Nutzen von Zecken hat? – Eben.

Genauer gesagt sammeln die Hunde die Zecken ein und tragen sie brav mit nach Hause, wo ich sie dann ablese, rausfummle, töte. Meine Tierliebe hat da relativ klare Grenzen. Die Exemplare, die ich nicht erwische, kullern wenige Tage später aufgepumpt wie dicke Bohnen silbrig-glänzend auf dem Fußboden herum, und wenns ganz dumm läuft, tappe ich dann barfuß – naja, lassen wir das, Sie wissen schon. Zumindest, wenn Sie Hunde oder freilaufende Katzen besitzen.

Leider macht es mir Hund Cara (aka Frau Dr. Margot Wichtig) nicht leicht, wenn ich ihr mit energischem Ruck Zecken ziehen will. Ich muß meine Hand nur ihrem Fell an der besagten Stelle nähern, ich muß eigentlich nur hingucken, noch ohne jegliche Berührung, schon lässt sie sich theatralisch zu Boden sinken, wie so eine Stummfilm-Diva, und schreit aber gleichzeitig wie ein hysterischer Papagei, dass die Wände wackeln. Dieses Schauspiel geben wir hier also derzeit mehrmals täglich zum Besten, und ich frage mich, was die Nachbarn wohl denken. Aber vermutlich ist unser Ruf im Dorf ohnehin längst ruiniert, insofern – Naja, Sie wissen schon.

4 Kommentare zu “Pfingstmontag”

  1. Tja, Zecken und Haustiere. Hab‘ ja zwei Katzen und letzthin habe ich auch eine „aufgepumpte, silbrig-glänzende dicke Bohne“ auf meinem Wohnzimmerfußboden gefunden. Zum Glück bin ich nicht draufgetreten…
    Die Katze hatte das „liebe Tierchen“ direkt unter der Schnauze und ließ es sich absolut nicht wegmachen…
    Im Wald war ich heute auch, habe aber an mir keine Zecke gefunden – zum Glück.
    Viele Grüße
    Rolf

  2. Unter meinen vier Katzen befindet sich ein Kater, der ein wahrer Experte im Zeckensammeln ist. Vier oder fünf kann ich ihm mit der Zeckenzange zupfen, danach fängt er an zu beißen: Einmal leicht, was bedeutet, „jetzt reicht’s aber“, und wenn ich ihm dann noch einen Zeck rausziehe, dann beißt er richtig zu. Die anderen maunzen, wenn sie auf die Sache keinen Bock mehr haben. Er aber nicht, denn er ist von muskulöser Statur und eher wortkarg.

  3. Ich bin, im Gegensatz zum Lehrbuch, sehr begeistert über die wunderbaren Bilder, die ja (m. laienhaften E.) genau durch „das harte Licht am Mittag“ ihre Wirkung erhalten. Meine Favoriten: Bilder 1 – 3 – 6. Mit Dank und schönen Grüßen, Gabriela

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