Frau Dr. Margot Wichtig entledigt sich aller halbflüssigen Körperinhalte, mal vorne raus, mal hinten, mal schaumig-warm, mal schaumig-stinkend, zu jeder Tages- und Nachtzeit, und ich denke so bei mir: Wer wollte es ihr verdenken bei der derzeitigen Lage auf der Welt. Nur so ein Gedanke, ich weiß ja nicht, ob Hunde überhaupt die Weltenlage zur Kenntnis nehmen. Wobei ich Frau Dr. Margot Wichtig das auch noch zutrauen würde. Ansonsten stellen Sie sich einfach vor, wie ich nachts um Vier notdürftig angezogen auf der Terrasse in der Eiseskälte stehe und in den finstren Garten weine.
Nach magendarm-bedingt durchgemachten Nächten saust sie dann tagsüber durch den matschigen Wald, als wäre nix gewesen, während ich so dunkle tiefe Augenringe mit mir herumtrage, dass ich aufpassen muss, nicht über sie (die Augenringe) zu stolpern.
Unterwegs denke ich dann mal wieder an die Berliner Großmutter, die ich sehr geschätzt habe. Wenn ich mich als Teenager aber manchmal über dieses oder jenes in der Weltpolitik sorgte, – damals ging es um Atomkraft, Kalten Krieg und derlei Dinge -, dann sagte sie: Ihr? Ihr habt doch immer nur im tiefen Frieden gelebt, und es klang bitter und verächtlich.
Es fühlte sich für mich damals an, als würde sie uns unsere eigenen Sorgen nicht zugestehen, nicht gönnen. Weil sie im Vergleich zu ihrem Kriegserleben lächerlich waren. Natürlich waren sie das, aber inzwischen denke ich hin und wieder Wenn Du wüsstest, Großmütterchen, wenn Du wüsstest.
Das Gute am Leben auf dem Lande ist ja, dass man sich immer wieder ausklinken kann, gedanklich, man muß dauernd mit dem Auto fahren, zum Einkaufen, zur Post, zur Apotheke, nix geht fußläufig, kein Bus und keine U-Bahn, nirgends, – also immer Auto, dann Musik: an, Welt: aus. Ich fahre vorbei an Feldern und Wäldern, die nassen Straßen glitzern in der Sonne, dramatischer Himmel, und aus den Lautsprechern spielt gefälliger Gute-Laune-Swing und Jazz. Da sieht dann alles gleich ganz anders aus, viel schöner. Soweit ist es also schon gekommen mit mir.
Und als wäre das nicht schon schlimm genug, höre ich dieser Tage bei Autofahrten auch noch mit Begeisterung das aktuelle Album des (Achtung) Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg, ja, ist es denn zu glauben. Wir werden noch so, wie wir nie werden wollten, sagt eine ältere Freundin von mir, Rückzug ins Private, Biedermeier, schrecklich! Ja, schrecklich. Ich muß da irgendeinen Mittelweg finden, wir arbeiten dran.
Auf dem Weg durch die engen Gassen in der Altstadt des Städtchens kommt mir mit schnellem Schritt eine Frau entgegen, und ich ertappe mich dabei, wie ich denke, Na, die doofe Kuh könnte ja auch mal auf die Seite gehen, und sehr wahrscheinlich denkt sie dasselbe. Wir steuern direkt aufeinander zu, dann weiche ich im letzten Moment aus, sie aber auch, genau in die selbe Richtung. Ich weiche wiederum aus, sie auch, wir tänzeln auf der Stelle wie zwei Boxer im Ring, rechts antäuschen, links ausholen, und nochmal und nochmal, und dann müssen wir beide sehr herzlich lachen.
Das war schön.
Wobei mir einfällt: Ich hatte hier mal eine Rubrik Was schön war, die hatte ich mir ursprünglich beim Bloggerkollegen Buddenbohm abgeguckt, und ich sollte die vielleicht mal wieder reaktivieren.
Die Hühner legen übrigens weiterhin keine Eier. Aber mein Geo wird sich doch von fehlenden Eiern nicht vorschreiben lassen, wie man einen Kuchen backt!, wofür ist er schließlich Künstler – mein Geo also nimmt statt den drei vorgeschriebenen Eiern nur das eine Ei, das wir seit einer Woche hüten wir unseren Augapfel. Nun haben wir mehr Brösel-Crumble als Kuchen, das erfordert eine gewisse ausgefeilte Technik beim Verzehr, aber es schmeckt vorzüglich, und was will man denn noch mehr.
die Veganer behaupten sehr überzeugend dass man in Kuchen Eier sehr gut mit Apfelmus ersetzten kann. Ich habs nicht selbst probiert, aber ich gebs hier mal weiter