Eines muß man dem vergangenen Jahr lassen: es hat auf den letzten Metern, am letzten Tag, nochmal alles gegeben, um uns versöhnlich zu stimmen, jedenfalls so wettertechnisch, jedenfalls im Odenwald.

Netter Versuch, nice try, aber soooo einfach lassen wir uns natürlich nicht täuschen, nee, nee, und insgesamt war das Jahr 2024 jetzt nicht so der Brüller, weltpolitisch und überhaupt, und eigentlich könnte es im Neuen Jahr nur besser werden, aber seit der Silvesternacht fliegt uns schon wieder allerlei Ungemach um die Ohren, Berliner Kugelbomben sind da noch das geringste Übel. (Wir hatten damals in Berlin nur Knallfrösche, aber bitte, und Witzischkeit kennt offenbar keine Grenzen.)

Ich bin ja leider dumm genug, täglich mindestens einmal die Nachrichtenlage in diesem Internetz zu checken, das erfordert auch der Beruf so ein bißchen, und das bringt mich zu der Frage: Ist der offenbar weltweit grassierende komplette Irrsinn eigentlich besser oder schlechter zu ertragen, wenn man im vermeintlichen Paradies wohnt, auf einer gefühlten Insel der Glückseligkeit? Also in der angeblichen Provinz, wo die Welt noch halbwegs in Ordnung zu sein scheint?

Ich habe keine Ahnung, aber ich werde darüber nachdenken.

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Vor dem Postamt, das im wirklichen Leben ein Schreibwaren- und Geschenke-Laden ist, vor dem Postamt im Nachbardorf also wartet eine mittelalte Dame, weil sie sich in den Öffnungszeiten geirrt hat. Der Laden macht erst um 14 Uhr 30 wieder auf, sie steht hier aber frierend schon seit 14 Uhr 20. Als sich die Türen nach der Mittagspause endlich öffnen und sie der Verkäuferin (offenbar nicht zum ersten Mal) ihr Mißgeschick erklärt, sagt die Machen Sie doch einfach mal mit dem Handy ein Foto von den Öffnungszeiten an der Tür, dann passiert Ihnen das nicht immer wieder.

Die Dame beugt sich über den Postschalter, ganz nah an die Verkäuferin. Ich habe gar kein Handy!!, raunt sie. Dann kichert sie. Die ganze Familie lacht sich krank über mich. Die lachen sich wirklich krank! Ich will das nicht. Ich brauche das nicht.

Ein bisschen beneide ich die handylose Frau. Und die Familie auch. Krankgelacht haben die sich. Ich lache mich krank, Du lachst Dich krank, er/sie/es lacht sich krank, Du wirst Dich krankgelacht haben, Futur Zwei, (Klick!) hier auf dieser segensreichen Website können Sie alle grammatikalischen Feinheiten und denkbaren Konjugationen des Verbes Kranklachen nachschlagen, außerdem mögliche Synonyme, als da wären sehr lachen; ganz heftig lachen; losprusten; wiehernd lachen; dröhnend lachen; herausplatzen vor Lachen. Falls Ihnen das alles nicht reicht, weisen die Autoren darauf hin, dass es Zum Üben und Festigen  kostenlose Arbeitsblätter für kranklachen gibt.

Vielleicht mal darüber nachdenken (so wie ich jetzt), wann man eigentlich das letzte Mal losgeprustet, wiehernd oder dröhnend oder sich eben krank-gelacht hat. Und so ein kostenloses Arbeitsblatt zum Üben runterladen.

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Der Jahresbeginn hat uns ein bisschen Schnee im Odenwald gebracht, die Schneedecke ist mindestens anderthalb Zentimeter dick, und schon stürmen die rodelwütigen Massen den Katzenbuckel. Höchster Berg im Odenwald. Vermutlich sind nur die Kinder rodelwütig, die Eltern müssen halt mit nach da oben, und sie sind vielleicht nach all den Feier- und Familientagen mal froh, wenn sie den Nachwuchs der weiß-grau-grünen Rodelpiste übergeben können, zumindest für ein paar Minuten. Ein Auto nach dem anderen fährt Richtung Parkplatz nach oben, ich sehe es aus der Ferne.

Johlend und kreischend sausen Kinder auf Schlitten bergab, stapfen dann langsam wieder nach oben, kleine bunte Punkte auf der fleckigen Fläche, die piepsigen Stimmchen sind weithin zu hören. Ich erwische mich dabei, wie ich genervt denken will Wie dumm muß man sein, um sich da oben in das Getümmel zu stürzen, und dann denke ich stattdessen lieber Wer fröhlich mit seinen Kindern rodelt, macht wenigstens keinen anderweitigen Blödsinn.

Naja, Sie wissen schon.

4 Kommentare zu “Dies und Das vom dritten Tag.”

  1. Ein Foto von den Öffnungszeiten. Na klar doch. Ich hab‘ ganz klassisch Notizblock und Kugelschreiber dabei. Hat bei mir zudem den Vorteil, dass ich die Notiz meist nicht mehr brauche, weil ich mir Sachen, die ich mal aufgeschrieben habe, ziemlich gut merken kann.
    Die weißen Bäume sind übrigens höchst beeindruckend. Schön sogar. Also, wenn man sie in der warmen Stube aufm Bildschirm anschaut. Doch dann fiel mein Blick auf das Thermometer an der Wand: minus zwei Grad, funkt der Sensor von draußen rein. Und die Glatteiswarnung vom Deutschen Wetterdienst ist auch schon im Posteingang. Ach ja, Winter, da war doch was…

  2. Ich nehme nach längerer Abwesenheit meine geliebte Blogrunde wieder auf.
    Gelacht habe ich 2024 eher wenig, zum Jahresende gab es dazu allerdings vermehrt Gelegenheiten – ich meine, ich habe mich nach Kräften gesundgelacht.

    Wunderschöne Aufnahmen von Bäumen, wie sie auch in meiner Gegend derzeit zu sehen sind.
    Ich lebe ebenfalls oldschool oder wie man so schön sagt: analog
    Daher besitze ich kein Smartphone, jedoch ein einfaches Handy mit SMS-Funktion – und das reicht mir auch :-) Halte es wie Alwin, bin mit Büchlein und Stift unterwegs. (Bin mir dessen auch bewusst, dass es Menschen gibt, die das nicht verstehen können, aber darum kümmere ich mich nicht.)
    Lasse liebe Grüße aus Oberösterreich hier!

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