Halloween, Hallo Wien! Das Gruselfest ist vorbei; ist mir recht, ich bin da kein Fan. Früher war ich sogar aktive Spielverderberin; wenn fröhliche Gruselgestalten aller Altersklassen abends an der Haustür klingelten, habe ich schmallippig nur das Fenster aufgemacht und Wir feiern Reformationstag, kein Halloween! in die Dunkelheit gerufen, wie so eine Piet-Cong-Protestantin, die zum Lachen in den Keller geht. Schlimm.

Man lebt, man lernt, ich habe mir auch an diesem Halloweenabend zwar etwas Aushäusiges vorgenommen und aber doch meinen Geo instruiert und mit allem ausgestattet, was man so braucht, wenn Freund Hein, der Sensenmann, fiese Hexen oder blutverschmierte Monster vor der Türe stehen: Scheußlich bunte Kracher mit prickelnder Brausefüllung, und Happy cola das Original, soll also niemand sagen, wir hätten es nicht gut gemeint.

Kam aber keiner. Entweder sind die alle noch verschreckt von meinen ultra-protestantischen Sprüchen früherer Jahre, oder es war schlichtweg niemand unterwegs im Dorf.

Jetzt müssen wir unsere Kracher mit prickelnder Brausefüllung und Happy cola das Original also alleine essen, mein Geo weigert sich, so wird das an mir hängen bleiben. Falls mein Hausarzt oder mein Gastroenterologe hier mitlesen: Ja, ich weiß, ich werde die Packungen nicht alle auf einmal essen. Auch, wenn es mir schwerfällt.

Den Tod habe ich an Halloween trotzdem getroffen, gleich in dreifacher Ausfertigung, bei meiner Verabredung in einem der Nachbardörfer standen plötzlich drei sehr furchterregende, wenn auch winzige Skelette vor mir, so im Alter von Fünf bis Sieben. Das fünfjährige Skelett hatte in seine Rolle als finsterer Freund Hein noch nicht so recht hineingefunden, es lief einer gruselig geschminkten Hexe mit spitzem Hut hinterher und rief mit weinerlich-piepsiger Stimme Mama, die Hose kratzt mich sooooo am Po.

Ach, wenn die Begegnungen mit Freund Hein doch immer nur so rührend wären. Naja, Sie wissen schon.

Lediglich ein Symbolbild von gestern früh.

Am Ende des vernebelten Allerheiligen-Feiertages zieht ein riesiger Schwarm Stare über das Dorf, wie in Wellen, hin und her und rauf und runter, ich beobachte das und wundere mich. Ist das nicht ein bisschen spät? Vielleicht sind Ornithologen anwesend?

Jedenfalls beobachte ich das aus dem fahrenden Auto heraus, wie die Stare ihre Kunstflüge am Himmel machen, und es fällt mir ein, dass ich zwar im Großen und Ganzen wunschlos glücklich bin, aber eben doch diesen einen Wunsch und Traum seit Jahren habe: einmal irgendwo sein, wo Abertausende von Staren unterwegs sind. Einmal an einen dieser Rastplätze reisen, von dem aus sie dann weiterfliegen, Richtung Süden, einmal diese riesigen schwarzen Wolken aus Staren sehen, die in fließenden Bewegungen durch die Luft gleiten.

Und niemals gibt es einen Zusammenstoß, obwohl man in jedem Moment die drohende Massenkarambolage schon zu ahnen meint, und angeblich weiß der letzte Star im Konvoi genau, was der erste vorne an der Spitze denkt und plant, und vielleicht sind die Vögel alle über ein unsichtbares Gedankennetz miteinander verbunden, man weiß es nicht. Also, ich weiß es nicht, und würde es aber gerne mal vor Ort erleben.

Ich werde das jetzt endlich mal auf meine To-Do-Liste setzen, vielleicht hat jemand Tipps?, und mit zwei Hunden ist ein Ausflug, eine Reise ja sowieso leichter zu planen als mit dreien. Immer das Gute sehen. Naja, Sie wissen schon.

Im Übrigen musste ich gestern, also am Tag vor dem Feiertag, in den Supermarkt. Das ist für sich allein genommen schon das so ziemlich idiotischste, was man machen kann und eigentlich unter allen Umständen zu vermeiden. In den Gängen Gedrängel wie vor einer bevorstehenden Hungersnot, an den Kassen ein Stau wie auf der A 6 zwischen Sinsheim und dem Walldorfer Kreuz. Aber nein, die Frau Landlebenblog musste natürlich in den Supermarkt, weil der Gatte backen wollte. Und Eier brauchte. Und die acht Hühner im Garten keine Eier legen. Ich meine: wie peinlich bitte ist das denn?

Ich kann nur hoffen, dass mich beim Eierkauf im überfüllten Supermarkt niemand aus dem Dorf gesehen hat.

3 Kommentare zu “Hallo Wien und andere Geschehnisse.”

  1. Hihi, Halloween.
    Ich war zufällig in einer befreundeten WG. Eine der Damen – eine grosse, mächtige, imposante Frau, die auch einen Rollator benutzt – freut sich jedes Mal auf Halloween, wenn die Kinder kommen und sie ihnen eine Freude machen kann.
    Nun, diese Frau hatte sich ganz Halloween-mässig verkleidet (rot war die angesagte Farbe). Ihre normalerweise laute Stimme, war dank einer Erkältung zu einer echten Krächz- und Reibeisenstimme geworden.
    Wenn sie nun die Kinder einlud mit „Kommt, ich hab Euch was Süsses“, dann hörte sich das sehr bedrohlich an (à la Hänsel und Gretel). Die Kinder, die kamen, trauten sich kam, nach oder rechts zu schauen, waren sehr auf die Süssigkeiten fokussiert und tauten einfach nicht auf die freundlichen Worte des Rests der Truppe hin auf.

  2. Halloween in meinem bayerischen Dorf: Nix. Gar nix.
    Hier gibt’s zwar jede Menge Kinder (wir sollten uns in Karnickeldorf umbenennen), aber schon früher gab es nur wenige Halloween-Gespenster, und seit Covid gar keine mehr. Na gut, die Gegend ist katholisch, vielleicht reicht denen ja ihr Sankt Martin. Rabimmelrabammelrabomm.
    Okay. Ess‘ ich den Süßkram eben selber. Natürlich nur notgedrungen, versteht sich. Schoki wird nämlich unheimlich schnell schlecht, wissen Sie?

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