Falls Sie die Fernbedienung versteckt haben, rücken Sie sie bitte sofort raus, ich würde gerne endlich umschalten. Der Film hier geht mir jetzt wirklich auf die Nerven. Das ist ja wie ein extrem schlechtes James-Bond-Remake aus den Achtzigern, ich hätte gedacht, wir könnten das inzwischen besser.
Während die Regisseure im Hintergrund also hoffentlich intensiv darüber nachdenken, wie wir in diesem Film die Kurve zu einem halbwegs akzeptablen Happy-end hinbekommen, rufe ich Ihnen zwei, drei Informationen zu, falls Sie hier irgendwo im Odenwald wohnen.
Das Rote Kreuz in Mosbach sucht dringend ehrenamtliche Helfer, die sich um ankommende Flüchtlinge kümmern können. (Klick!) hier erfahren Sie Näheres. Ausserdem werden private Unterkünfte gesucht, auch da gibts (Klick!) einen Aufruf auf der Website vom DRK Mosbach. Dann will das DRK eine Nothilfe-Telefon-Hotline einrichten und (Klick!) sucht auch dafür Helferinnen und Helfer, die durchaus auch von zuhause aus arbeiten können.
Falls Sie (im Gegensatz zu mir) der russischen oder ukrainischen Sprache mächtig sind, dann freuen sich viele Gemeindeverwaltungen über Ihre Mithilfe, zum Beispiel die MitarbeiterInnen im Rathaus Mosbach, die (Klick!) suchen grade DolmetscherInnen.
Im Übrigen lese ich immer wieder, dass es wenig Sinn macht, vergleichsweise wahllos Sachspenden, insbesondere Kleiderspenden, Richtung polnisch-ukrainischer Grenze zu schicken, dass es auch wenig Sinn macht, jetzt mit seinem privaten PKW loszufahren, um an der Grenze Menschen aufzusammeln. Ich kann das nicht beurteilen und gebe das hier nur weiter, falls Sie an den Themen dran sind, also einfach mal ein bißchen bei den großen Hilfsorganisationen umhören, was da wirklich hilft und was eher nicht. Nicht, dass man sich vor lauter Solidarität in einem Aktivismus verheddert, der am Ende nur das Durcheinander vergrößert. Die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft Rhein-Neckar bittet gar aktuell, (Klick!) jetzt ganz von Sachspenden abzusehen, die können die Mengen nicht mehr unterbringen.
Auch höre ich, dass immer mehr verunsicherte Menschen bei den Katastrophenschützern oder bei der Telefonseelsorge anrufen, um zu erfahren, wo hier im Odenwald eigentlich atomwaffensichere Bunker wären, und was man tun soll, wenn plötzlich -, und ob wir alle jetzt kiloweise Jodtabletten kaufen sollen, und da will ich gleich wieder zur Fernbedienung greifen und umschalten, wir sind ja offenbar wirklich im falschen Film. Puh.
Auch mein Geo hat vielleicht mehr Angst, als mir so klar ist, ich werde ihn da mal direkt drauf ansprechen. Er gehört ja noch zu der Generation Luftschutzkeller und hat auch verschwommene Erinnerung daran. Noch viel lebhaftere Erinnerungen hat die uralte Tante in Berlin, sie bekommt seit jeher Zustände beim Geknalle und Gewummer an Silvester, oder wenn mal übungshalber die Sirenen von den Dächern heulen. Ich fand das als Kind ausgesprochen lustig, dieses eigenwillige Verhalten, aber das Lachen blieb mir früher oder später im Halse stecken. Vielleicht sollte ich mich um Menschen mit diesen Erfahrungen jetzt nochmal mehr kümmern, sie einfach fragen und erzählen lassen, bei Bedarf.
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Die Angst einerseits,- das Gefühl, irgendetwas tun zu müssen andererseits, dieses gefühlt völlig Surreale, überall ist das da, auch in den kleinsten Dingen. Ich habe dazu dieser Tage eine winzige Beobachtung bei Twitter geteilt und offenbar einen Nerv getroffen. Unter meinen Twitter-Beiträgen stehen normalerweise im Durchschnitt so zwischen 10 und 30 Herzchen, das nur als Hinweis und zwecks Einordnung.
Corona ist übrigens auch noch, so ganz nebenbei, im Freundeskreis häufen sich die Fälle, die Inzidenzen in ungeahnten Höhen, immernoch. Aber am 20. März sollen ja dann alle möglichen Beschränkungen fallen, einige nenne das aus mir unerfindlichen Gründen Freedom-Day, hurra, endlich sind wir frei, alles wird normal. Oder so. Und Afghanistan ist auch noch, mit Schreckensmeldungen, so ganz, ganz nebenbei. Deswegen noch mal die Bitte: Rücken Sie die Fernbedienung raus, ich möchte jetzt gerne auf ein anderes Programm umschalten.
Oder stellen Sie sich mal vor, es gäbe eine Fernbedienung, mit der man irgendwelche sogenannten Staatsmänner fernbedienen könnte, wenn einem was nicht passt. Das wäre schön. Oder vielleicht auch nicht. Ich muß darüber nachdenken.
Stummschalten würde ich mit so einer Fernbedienung aber auf jeden Fall die roundabout 60 Millionen Deutsche, die früher alle mal Fußball-Bundestrainer waren, dann auf Corona-Experte umschulten und nun offenbar im Schnelldurchgang eine Fortbildung zum qualifizierten Kriegs-Strategen mit Schwerpunkt Osteuropa gemacht haben, aber das ist jetzt wieder eine andere Geschichte.
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Sonnige, aber eben doch noch äußerst kühle sieben Grad sind es heute mittag im Städtchen, und während ich mich fröstelnd an der heißen Linsensuppe festhalte, auf dass sie mich von innen wärme, bestellen Schulkinder mit nackten Beinen vorne an der Theke Waffeleis, eine Kugel Vanille, drei Kugeln Schoko, bitte. Und ich denke so bei mir Die schaffen einfach Fakten, die wollen den Frühling herbeizwingen, mit aller Macht, und vielleicht ist das ja auch ein Ansatz, den man mal verfolgen sollte. Auch darüber werde ich nachdenken müssen.
ich helfe gerne dabei die Fernbedienung zu suchen :(
ausserdem würde ich gerne eine paar Leute (die Raketen haben sie ja)
auf den Mond schießen
so ganz nebenbei ..
liebe Grüße
Rosi
Du schreibst mir – mal wieder – aus der Seele. Vielen Dank dafür.
Ja, es ist Corona und Weltklima und der Krieg.
Meine Nichte und ihr Mann sammeln privat Hilfsgüter und Geld und sie machen das prima. Greifen Medikamente von Arztpraxen ab. Bekommen Lebensmittel. Und fahren alles an die Grenze. Der heutige Transport geht nach Odessa.
Das klingt nach sinnvollen Sachspenden. Bei Kleiderspenden habe ich Zweifel und las eben zufällig noch diesen Artikel: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-03/ukrainische-fluechtlingshelfer-berlin-hilfe-gefluechtete/komplettansicht
Ein Kollege (den wir immer für einen Russen hielten) kommt aus Charkiv und fährt heute Nachmittag mit ein paar 100kg Lebensmitteln an die polnisch/ukrainische Grenze, von wo sie dann (hoffentlich) weitertransportiert werden. Die Hilfsbereitschaft im Kollegenkreis war gigantisch. Seine Hauptsorge ist nun, dass sein gemietetes Auto zu klein ist.
Er hat von seiner ersten Tour aber auch berichtet, dass Kleiderspenden ganz und gar nicht gebraucht werden, die Kleiderberge stapeln sich dort unter freiem Himmel.