Morgens im Wald sieht die Welt wie frisch gewaschen aus. Das Licht strahlt, überall zartes Grün, die Vögel brüllen sich die Kehlen aus dem Leib, es ist ganz herrlich. Die Obstbäume auf den Wiesen sehen von Ferne aus wie mit weißer und rosafarbener Zuckerwatte überzogen, und man könnte ins romantisierende Schwärmen geraten, wenn der Kopf nicht so voll mit anderen Dingen wäre. So weit her ist es also offenbar doch nicht mit meiner inneren Ruhe.
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Die Zahl der Infektionen im Pflegeheim ein paar Dörfer weiter ist seit gestern nochmal gestiegen, 51 Menschen sind jetzt betroffen, 39 alte Bewohner und Bewohnerinnen und 12 Leute vom Personal. Meine schlimmste Sorge seit Wochen, sagt der befreundete Arzt am Krankenhaus. Ein Albtraum.
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Zum Friedhof ins Nachbardorf gefahren und eine Rose aufs frische Grab gelegt. Bei der Beerdigung vor einer Woche durfte ja kaum jemand dabei sein. Viele große und kleine Kränze und Gestecke liegen da, von Freunden und Verwandten, von all denen, für die das vorher so abstrakte Corona mit diesem Todesfall erstmals ein Gesicht bekommen hat. Auch für uns: ein ganz vertrautes Gesicht, und immer mit einem verschmitzten Lachen darauf. Ach, ach.
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Gertrud ist 95 Jahre alt, geboren mitten in der Weimarer Republik, als Telefon, Fernseher, Lautsprecher noch ziemliche Fremdwörter waren. Jetzt sitzt Gertrud im Altersheim, ärgert sich über das Besuchsverbot und kann aber wenigstens mit ihrem Sohn skypen. Wenn Sie mehr erfahren wollen: einfach mal hier auf das Bild klicken:
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Der künstlerische Gatte nimmt Sie weiterhin mit in sein Depot, wenn Sie also mal in sein Allerheiligstes schauen wollen, bitte hier entlang.
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Am Nachmittag noch ein bisschen laufen und versuchen, den Kopf freizukriegen. Klappt auch nur so semi.