Rückzug XIX

9. April 2020

Unkundige sehen auf diesem Bild da oben einen Priester, der auf einem Altar herumsteht, ein zugegebenermaßen etwas eigenwilliger Anblick. Und nicht ganz falsch und nicht ganz richtig. Genau gesagt ist das Pater Josef auf dem Walldürner Blutaltar, und er ist da hinaufgestiegen, um den Blutschrein zu öffnen. Der ist normalerweise nur zur Hauptwallfahrtszeit in Walldürn geöffnet, dieser Blutschrein, aber besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Ich kann mich zumindest in den vergangenen 20 Jahren nicht an ein einziges Mal erinnern, dass der Schrein außerhalb der Wallfahrtzeit geöffnet worden wäre.

Mittwochs und sonntags wird der Blutschrein also derzeit geöffnet, und dann gibt es eine kleine Andacht in der riesigen leeren Basilika, und die geht per Internet live hinaus in die Welt. Und die Klickzahlen sprechen dafür, dass das viele Menschen verfolgen, dass vielen das wirklich wichtig ist in diesen Zeiten. Volksfrömmigkeit und so weiter. Als Evangelische verfolge ich das mit einer Mischung aus, wie immer, Staunen und Neid, und wie ich da gestern abend berufsbedingt dabei sein durfte, hat mich dann doch auch irgendwie bewegt, was da alles bewegt wird.

Wenn Sie sich nochmal genauer über das Blutwunder von Walldürn und den größten eucharistischen Wallfahrstort Deutschlands informieren möchten, (Klick!) hier finden Sie ein paar Informationen.

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Nach dem Kirchentermin dann abends noch die lokale Gastronomie unterstützt, diesmal (klick!) hier, griechisch. Schöner Laden, gutes Essen. Mein Dienstauto riecht inzwischen allerdings innen nach einer Symbiose aus griechischem Gyros, italienischen Tortellini alla panna, Beilagensalat, deutschem belegtem Brötchen und spanischem Straßenköter. Olfaktorisches Multikulti, sozusagen. Naja, Sie wissen schon.

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Der Gatte schlendert weiterhin digital durch sein Depot und lässt Sie damit auch ein bisschen an seiner künstlerischen Entwicklung teilhaben. In (Klick!) diesem Beitrag geht es darum, dass ihm ein italienischer Künstler-Kollege einst (etwas verklausuliert natürlich) vorhielt, er würde so verdammt deutsch malen. Die Fortsetzung können Sie auf dem Blog weiterverfolgen. So viel sei verraten: Ich kann mich nicht erinnern, dass der Gatte seitdem jemals wieder eine schnurgerade Linie gemalt hätte.

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Im Nachbardorf Wagenschwend gibt es am Sonntag das traditionelle Osterkonzert des Musikvereins. Nur eben diesmal nicht im Dorfgemeinschaftshaus, sondern von Balkonen und Terrassen. Wenn Sie da wohnen, sollten Sie mal das Fenster aufmachen, das kann ja ohnehin nie schaden. Die genaue Uhrzeit muss ich noch rausfinden.

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Der Osterhase, oder wer auch immer, hat uns wortlos eine große leere rote Kiste vor die Haustür gestellt und ist dann wieder verschwunden. Dauernd stellen in diesen Zeiten Menschen wortlos irgendwas vor irgendwelche Türen und verschwinden dann wieder, Kontaktverbot und so, das wirkt alles sehr aufregend und konspirativ. Was es allerdings mit der roten Kiste auf sich hat, müssen wir noch klären. Es ist rätselhaft. Oder wir haben eine rote Kiste bestellt und sind schlichtweg vergesslich, das kann natürlich auch sein.

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Was wir zu Ostern vorhätten, hat eine Bekannte gefragt. So an Unternehmungen oder Ausflügen. Und jetzt weiß ich auch nicht.

  • 9 Kommentare
  • derbaum 9. April 2020

    das mit dem blutschrein ist ja spannend! und pink floyd kommt auch vor ;) und das radio ist grossartig!

    • LandLebenBlog 9. April 2020

      Ja, eine coole Mischung war das gestern abend! ;-)

  • Günter Schütz 9. April 2020

    Hallo,
    vor einigen, na ja, einigen mehr Jahren, als ich noch als IT-Consultant unterwegs war, da war ich in Walldürn bei einer Kerzenfabrik eingesetzt in einer Zeit, als gerade Wallfahrt war. Überall um die Kirche rum waren Lautsprecher aufgestellt und es wurden Messen übertragen. Für mich als Atheist war das eine interessante Erfahrung, zumal mir Leute berichtet haben, dass es Menschen gibt, die viele Kilometer nach Walldürn wallfahren. Was es alles gibt. Na gut, so weit. Gruß, Günter aus Berlin

    • LandLebenBlog 9. April 2020

      Die laufen da sogar hin, teilweise über hunderte von Kilometern.

  • nina. aka wippsteerts 9. April 2020

    Die rote Kiste gehört vielleicht jemand anderem, wurde sozusagen irrtümlich zurück gegeben.
    Ich finde, wenn dieser Altar, der scheinbar auch noch schön angemalt ist, doch den Menschen Kraft gibt, dann ist das eine gute Sache.
    Liebe Grüsse
    Nina
    Ps
    der Hoodie ist auch wunderbar bedruckt!

  • Siewurdengelesen 9. April 2020

    Religionen erfahren in schlechten Zeiten immer mehr Zuspruch und es ist sicher gut, wenn auch auf diesem Wege etwas gegen Vereinsamen getan wird und dabei Trost und Zuspruch stattfindet.

    Hierzulande ist meines Wissens eines der grössten Ereignisse der Blutritt in Weingarten, der dieses Jahr bereits abgesagt ist. Bis auf die Alb ist das südliche Württemberg wie Oberschwaben, Allgäu und Richtung Baden ja weitestgehend katholisch.

    Als “Heide” ist für mich der Blick auf alle Religionen stets interessant und es ist ebenfalls wahnsinnig spannend, sich da über Glauben und Weltanschauungen hinweg zu unterhalten.

    Das Foto mit dem Kapuzenshirt finde ich übrigens eine sehr schöne Metapher!

    Und was mit roten Kisten und anderen vor der Tür geparkten Dingen wird – who knows?

    “Was wir zu Ostern vorhätten, hat eine Bekannte gefragt. So an Unternehmungen oder Ausflügen. Und jetzt weiß ich auch nicht.”

    Zumindest das weiss ich: Arbyten;-)

    Frohe Ostern…

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  • Anne 10. April 2020

    Vielen Dank für Ihre täglichen Einblicke, sowohl in Wort als auch Bild immer bedacht gewählt. Darf ich der “Evangelischen” einen Link dalassen: Eine ganz besondere Version der Johannes-Passion, gesungen am Karfreitag von einem kleinen Ensemble am Grab J.S. Bachs, zugeschaltet verschiedene Chöre, die eigentlich zum Bachfest nach Leipzig reisen sollten… Hier das Programmheft mit Noten zum Mitsingen (!) und Hinweisen auf verschiedene Mediatheken. http://www.carus-verlag.com/themen/mitsing-aktionen/johannes-passion/

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