Ich habe am Mittwochabend kurzfristig beschlossen, zu zwei kleinen Wandertagen aufzubrechen, der Wetterbericht sprach von Dauerregen, Kälte und Orkanböen, da liegt das ja nur nahe. Mein Ziel war der Spessart, der ist nun in der Tat so nah zum Odenwald, dass man das in einem Tagesausflug schaffen könnte, deswegen gebe ich Ihnen das hier mal als Ausflugstipp weiter.
Dank des Wetters gab es also im Spessart für die unverwüstliche Wanderin Aquajogging und Schlammschlachten gratis dazu, von der Hutkrempe schoss das Wasser herunter wie aus einer löchrigen Regenrinne und mir direkt auf die ohnehin schon klatschnassen Wanderschuhe, aber ich bin ja gottlob gut ausgerüstet mit Gummijacke und Gummihose.
Die Gummihose muss ich an dieser Stelle der Vollständigkeit halber erwähnen, für den gleichnamigen Fanclub Gummihose, das Wort taucht immer mal wieder in den Suchbegriffen dieses Blogs auf, irgendwer sucht da ständig Seiten, auf denen von Gummihosen die Rede ist und landet dann bei mir auf meinem Blog, der liebe Himmel weiß, warum; aber bitte, hier ist sie also wieder, die Gummihose, ich hoffe, die Sucher und Sucherinnen sind jetzt nicht enttäuscht. Mehr kann ich in Sachen Gummihose leider hier nicht bieten.
Aber ich komme vom Thema ab: Also, der Spessart: Sollte eigentlich Nationalpark werden, die Spessarter und Spessarteusen haben das verhindert, die wollen keinen Nationalpark. Denen reicht das Prädikat als Naturpark. Das Besondere hier, zumindest für uns Odenwälder, ist der (fast) reine Laubwald, uralte Buchen und Eichen, das hat schon was.
Mit Fotos kann ich leider nicht dienen, ich hatte die Unterwasserkamera zuhause gelassen, Sie werden das verstehen. Ich war ja froh, dass mir die belegten Brote nicht davonschwammen. Im Herbst muss ich jedenfalls nochmal hierher, das wird ein schönes Feuerwerk der Farben sein, da mache ich auch Bilder, ganz bestimmt. Die Wege recht gut ausgeschildert, kleine, verwunschene Pfade, auf denen man vermutlich bei anderem Wetter sogar ganz normal gehen kann und nicht planschend und staksend schreiten muss wie im Wasser einer Kneippanlage.
Und wenn wir schon die Gummihose erwähnt haben, darf natürlich ein zweiter Begriff nicht fehlen, den weltweit nahezu jedes Kind mit dem Spessart verbindet. Ja, genau, Lieselotte Pulver. Und Das Wirtshaus im Spessart. Die Älteren unter Ihnen werden sich erinnern.
Weil ich ja ein besonderer Fan von Lieselotte Pulver bin, insbesondere von ihrer großartigen Lache, musste ich da also auch hin, zum Wirtshaus und zum Schloss Mespelbrunn, das ist alles sehr hübsch anzusehen, und weil es auch nur noch in Etappen goß, konnte ich ein paar Fotos machen.
Wäre doch gelacht, wenn sich nicht auch hier im tiefen Spessart Hinweise auf den Odenwald finden ließen. Also bitte: Das Schloss geht zurück auf die Familie Echter aus dem – richtig! – Odenwald. Einer von den zahllosen Echters, Peter Echter, genannt Peter III., hat dann auch noch eine Dame aus Adelsheim geheiratet, die Gertraud, und die beiden haben das Schloss so vergleichsweise geschmackvoll gestaltet wie es heute hier herumsteht und die Touristen anlockt. Da kamen und gingen die Kriege, aber das Schloss blieb unversehrt, das macht es heute sehenswert.
Aber damit ja noch nicht genug. Peter und Getraud ihr Sohn (so sagt man das hier), denen ihr Sohn also war der kleine Julius, geboren 1545, später mehr als 40 Jahre lang Fürstbischof von Würzburg und ein schwer überzeugter Gegenreformator. Ein ziemlich bedeutender Mann, zu dessen 400. Todestag am 13. September die Odenwälder Tagespresse schrieb, dass wir es ihm zu verdanken hätten, dass die Region bis heute fest im katholischen Glauben verwurzelt ist.
Katholisch hin oder her, das Schloss hat mir gefallen, und ich kann es Ihnen nur ans Herz legen. Falls Sie es nicht auf Anhieb finden – das geht allen so, die Dame in der Touristinfo ein Dorf weiter grinst dann nur und hilft auch gerne weiter. Dass schon der Parkplatz mitten in the middle of nowhere zwei Euro kostet, der Eintritt aufs Schlossgelände (allerdings inkl Führung) fünf Euro, seis drum. Immerhin das Pullern ist umsonst. Und wenn den lieben Kleinen der Weg vom Parkplatz bis zum Schloss zu blöd ist, dann spielen Sie lustiges Rollator-Zählen mit ihnen, da haben sie zu tun, den vielen Kaffeefahrtenreisebussen sei Dank.
Nein, ernsthaft, Sie sollten da mal hin, vom Odenwald aus eine gute Stunde hin und eine zurück, das wird doch wohl mal drin sein.
… Peter und Gertraud ihr Sohn …
Bei mir daheim wäre das noch krasser: z.B. „dem Gertraud sein Sohn“, da das weibliche Geschlecht im Dialekt ein Neutrum ist. ;-).
LG Sigrid
Oh ja, danke fürs Erinnern! An den Film, die Lilo ( immer noch auf meiner Liste großer Frauen, irgendwann schaff ich den Post noch ) und natürlich das schöne Schloss.
Grüße nach Badisch Sibirien!
Astrid
Hach, ich denk auch noch oft an „Liloschka“. Oder nein, das war eine andere Geschichte.
Aber in der Tat, der Spessart ist wirklich sehr schön! Besonders natürlich im Herbst, bei Sonnenschein, taubenässten Wiesen und buntem Laub.
Ich glaub dann ist es dort (fast) so schön wie im Odenwald.