Ja, lieber Franz Josef Wagner, wir alle wollen mehr Babys, da haben Sie mit Ihrer Kolumne in der Bild-Zeitung den Nagel auf den Kopf getroffen. Und die Misere dieses Landes in einem Satz umrissen. Wir haben mehr Tote als Babys, was für eine messerscharfe, poetisch-düstre Analyse, und schuld an alledem sind nur die Mütter. Weil sie Smoothies trinken, Hosenanzüge tragen, in Aufsichtsräten sitzen und Karriere machen. Lieber Herr Wagner, die Welt ist schlecht, und es ist zum Verzweifeln. Und seit Ihre Kolumne am Donnerstag erschienen ist, sind nun wirklich alle am Verzweifeln, so oder so, hier kann man das nochmal in Ruhe nachlesen.

Aber, möchte ich Ihnen zurufen, lieber guter Mann, es gibt auch Lichtblicke. Behalten Sie die Zuversicht! Ja, es gibt sie, die Mütter, die im Mutterdasein aufgehen, komme, was da wolle. Die nichts anderes im Sinne haben, keine Smoothies, keinen Hosenanzug. Die einfach nur Mutter sein und werden wollen.

huhn

Nehmen Sie Frau Hannelore. Sie sitzt und sitzt und sitzt. Seit Wochen schon. Sie ißt nicht, sie trinkt nicht, nicht mal in ein Fitneßstudio geht sie, sie will einfach nur noch Mutter sein. Ja, wir geben es zu, wir waren kurz dem Zeitgeist erlegen, wir nahmen sie vom Nest und schleppten sie herum, wir sprachen wütend auf sie ein, wir lockten sie mit Aussicht auf den Aufsichtsrat und mit Karriere und wollten ihr das Mutterdasein madig machen. Nein, wir hatten keine Ahnung von Gefühlen.

Sie aber ließ sich nicht beirren. Sie schrie uns an, fixiert auf ihre Mutterrolle, berauscht vom Gedanken an die lieben Kleinen. Das ist mal eine Mutter. Brutfreudig nennt der Fachmann das, wir nannten es bescheuert. Sehen die Sache aber ganz neu, seit wir Ihren Brief gelesen haben in der Bild-Zeitung, lieber Herr Wagner. Danke dafür.

Wir sind sicher: Hannelore wird eine wundervolle Mutter sein. Eine vorbildliche Mutter. Sie wird ihre Kinder nicht in eine Kita abschieben, sie wird für sie da sein, am Tag und in der Nacht, ihnen vorlesen und vorsingen, sie wird ihnen über die Köpfchen streichen und sie trösten bei Gewitter, wenn es blitzt und donnert. Sie wird den Kindsvater zur Arbeit schicken und die eigene Karriere in den Wind schreiben, alles für das Wohl der Kinder.

Sie sehen, lieber Herr Wagner, es gibt noch Hoffnung in Deutschland. Es gibt sie noch, die guten Mütter.

Herzliche Grüße, auch an Ihre Mutter!

 

P.S. Wir denken ernsthaft darüber nach, Frau Hannelore in Frau Wagner umzutaufen – ginge das in Ordnung?

P.P.S. Wenn ich mir erlauben darf: Ihre Kolumne hat einen Haken. Denn wieso ausgerechnet Mütter daran schuld sein sollen, daß es keine Kinder mehr gibt, erschließt sich nicht so ganz. Naja, wir wissen, was Sie sagen wollten, und das ist ja die Hauptsache.

P.P.P.S. Die Sache mit Frau Hannelore hat aber leider auch einen Haken. Sie sitzt auf Gipseiern, seit Wochen schon, ja, fast seit Monaten. Das verringert die Aussicht auf den Nachwuchs in gewisser Weise, aber wir sind uns sicher: sie wäre eine großartige Mutter, ganz in Ihrem Sinne.

 

 

 

 

6 Kommentare zu “Post an Wagner.”

  1. Jips jips inna Jipsstraße. Jips da keen Jips, jips jar keen Jips.

    Soviel zur Tätigkeit von Frau Hannelore. Muss man nur den Berliner fragen. Aber was sagt der Berliner zu Herrn Wagner?

    Kreiskrankenhaus ham wa nich, unsert is viereckig.

    Nee, man denkt zwar spontan an Einlieferung, aber wie wäre es damit:

    Sterben müssen wa alle, aber ick lass mir nich jerne drängeln.

    Dit is o‘ né rischdé.

    „Entschuldigung, kann man hier auch Mittagessen?“
    „Wenn wa hier Wasser rinnlassen, könnse hier ooch schwimmen.“

    Nee, ick hör uff. Dit bringt nüscht. Vasteht der Wagner né, vastehste?

  2. Soso, der Herr Wagner kritisiert unverholen unsere Bundeskanzlerin.
    Da wohl jemand beim Bildaufzug den „Nach-unten-Knopf“ gedrückt.

    PS.: Könnte es sein, dass Frau Hannelore um Glucken neigt?

    1. Sie ist, so wie es aussieht, die Erfinderin des ganzjährigen rund-um-die-Uhr-Gluckens.

  3. Das Schlimme ist, daß Wagner für seinen erzkonservativen Schmonz Geld bekommt und in Teilen auch noch meinungsBILDend ist. Dem wünsche ich mal einen Haufen durchgegenderter Helikopter-Muddis auf den Hals (die ich übrigens auch nicht mag).
    Vorsätzliches Volksverblöden und solange man sich um so derlei Dinge kümmert, rutscht andernorts schon wieder etwas unauffällig vorbei, das statt dieser Brain-Fassade wirklich ein Problem ist. Wagner dürfte sich über den „Shitstorm“ freuen, denn es zeigt ihm und seinen geistigen Anstiftern, daß er und seine Ergüsse wahrgenommen werden.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.