Viechzeugs.

24. September 2021

Vorab eine Warnung an die Zartbeseelten unter Ihnen, es tauchen weiter unten Bilder von Schlangen und von Mäusen auf, nur, damit Sie bescheid wissen und nicht unvermittelt panisch loskreischen, was sollen denn die Nachbarn denken.

A propos Nachbarn: wir haben ja vor einigen Tagen sieben süße Igelbabies am Forellenteich getroffen, das war ausgesprochen herzig. Eine sofort installierte Wildkamera direkt vor dem vermeintlichen Unterschlupf der Familie Igel zeichnete sogleich über Nacht einen Dokumentarfilm auf, Rohmaterial von knapp zehn Stunden, zu sehen ist darauf (hier jetzt ein Trommelwirbelgeräusch) eine Maus, die wieder und wieder an einem Apfel knabbert. Klarer Fall für einen renommierten Dokumentarfilmpreis, würde ich sagen, nur leider nicht in der Kategorie Süße Igelbabies, sondern Hungrige Maus. Wir müssen die Kamera offenbar anderswo noch mal aufstellen.

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Beim Pilzesuchen fand ich heute früh einen kleinen toten Igel im Unterholz, nicht weit vom See entfernt. Augenscheinlich unverletzt, aber schon von Käfern angenagt, nicht schön.

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Und bei tot fällt mir ein: wieder ein Küken weniger. Einfach weg. Verschwunden, in Luft aufgelöst, nirgendwo zu finden. Bleibt also wieder nur ein Einzelküken. Auch schade. Wir haben Raubvögel im Verdacht. So ist das Leben: einmal nicht aufgepasst, schon ist man tot. Naja, Sie wissen schon. Wenn das Einzelküken nun wiederum ein Hähnchen wird und keine kleine Henne, dann bekomme ich einen Tobsuchtsanfall, nur, dass Sie schon mal bescheid wissen.

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Ich hatte Schlangen angekündigt, hier sind sie. Eine mächtige Ringelnatter lag tot am Wegesrand, äußerlich auch scheinbar unversehrt, aber bei genauem Hinsehen ist irgendwas mit ihrem Maul passiert. Den Mund vielleicht zu voll genommen und an irgendwas erstickt, wer kennt das nicht?. Wunderschöne Tiere, über die Sie (Klick!) hier nochmal nachlesen können.

Und noch sowas Schlangenartiges, aber tatsächlich eine Echse ohne Beine, wenn ich das richtig verstanden habe, eine Blindschleiche. Auch sehr faszinierende Tiere, (Klick!) hier steht mehr dazu. Ich erfuhr in diesem Zusammenhang, dass Blindschleichen als Embryos sehr wohl noch über die kleinen Stummelbeine ihrer Vorfahren verfügen, die dann aber nach der Geburt auf wundersame Weise verschwunden sind. Ganz wie im richtigen Leben, da gibts ja so Leute, die haben kurz vor und nach der Geburt noch Herz und Hirn, und im Laufe des Lebens verschwindet beides, löst sich in Luft auf. Die entwickeln sich dann also zu herzlosen, hirnlosen Wesen, das ist ja auch immer wieder bemerkenswert, irgendwie.

Jedenfalls meine Blindschleiche gestern: Eher ein Blindschleichlein war das, so winzig. Es rief sofort Muttergefühle in mir wach. Der Italiener würde sagen Eine Blindschleichelini. Im Gegensatz zur großen Blindschleiche, die hieße auf italienisch Blindschleicheloni. Ja, wieder was gelernt.

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Ob wir nicht auch ein schlechtes Gewissen hätten, wenn wir mit Schmackes eine Mücke an der Wand plattmachen würden, fragte dieser Tage jemand. Nein. Ich hasse Mücken. Und bin der festen Überzeugung, dass der liebe Gott aber sowas von einen schlechten Tag gehabt haben muß, als er diese Viecher erfand. Oder er hat die irgendwo im Sonderangebot erstanden, in so einem Ausverkauf-Ramsch-Kruschtelpaket gemeinsam mit Zecken und Nacktschnecken, und er hat sich dann gedacht, ha!, das jubele ich den Menschen auch noch irgendwie unter, dieses Schrottzeugs, meine Gehässigkeit kennt heute keine Grenzen.

Andererseits: Puh. Alles Lebewesen. Alles vielleicht doch Gottes geliebte Kreaturen, wer weiß, man steckt ja da nicht drin. Vielleicht war die Mücke, die ich da gestern kaltgemacht habe, ein treusorgender Familienvater, die Kinder warten jetzt also weinend in irgendeinem Mückenloch (Haha, kleines Wortspiel für regional-kundige Leserinnen und Leser) auf seine Heimkehr, und wenn sie nicht gestorben sind, dann warten sie noch heute. Es ist kompliziert.

Gleiches dachte ich im Übrigen heute früh, als ich eine Mausefalle mit lebendigem Inhalt von hier nach da transportierte. Mache ich ja öfter mal am frühen Morgen, Mausfallen mit Inhalt von hier nach da transportieren, man kennt das auf dem Lande.

Dabei geht es immerhin nicht ums Töten, aber doch ums Umsiedeln, möglichst weit weg und über einen Fluß. Hörte ich da die Maus in der Falle auf dem Beifahrersitz nicht plötzlich um Gnade bitten? Rief sie nicht Aber meine Kinder!, Sie können mich doch nicht von meinen Kindern trennen? Murmelte sie nicht verzweifelt Mein Mann ist doch komplett unbrauchbar, was die Erziehung und den Haushalt angeht, ich will sofort wieder nach Hause, lass mich raus, Du blöde Kuh!

Und war es nicht eben jene Maus, die grade noch in unserer Wildkamera-Dokumentation die Hauptrolle gespielt hatte, in diesem zehnstündigen Blockbuster Maus knabbert an Apfel? Eben noch Filmstar, jetzt ausgesetzt und obdachlos. Puh. Es ist kompliziert, ich wiederhole mich.

Ich werde das alles nochmal überdenken müssen.

  • 5 Kommentare
  • Wibke 24. September 2021

    Mückenloch! Ich hätte das Schild fotografieren sollen, aber kaum war der Gedanke gedacht, war ich schon vorbei. Im Nachhinein weiß ich nun, dass ich im Würmtal an einem Blindschleicheloni vorüberfuhr.

    (Und nun gewöhne ich mir mal an, hier zu kommentieren und nicht beim dusseligen Facebook.)

  • Franziska 24. September 2021

    Die Bekannte einer Freundin brachte auch jeden Morgen ihre vollen Lebendfallen mit Mäusen nach draußen. Die Nachbarn, kernige Landmänner, lachten Sie aus und meinten, du trägst sie vorne raus und die ziehen hinten wieder ein. Irgendwie ließ der Dame dieser Gedanke keine Ruhe und so hatte sie eine geniale, wie goldige Idee: Sie pinselte jeder Gefangenen Maus einen Nagellack-Punkt auf den Rücken/Hintern. Welche Farbe der Lack hatte, ist leider nicht überliefert. Als irgendwann mal die kernigen Kerle wieder über sie grölten gab sie ihnen eine Standpauke, dass sie jetzt den Beweis habe, dass fort fort ist. Ich könnte mich bekrümeln über diese Geschichte.

  • Alwin 25. September 2021

    “Maus knabbert an Apfel” wäre bei mir ein Kurzfilm: Maus knabbert an Apfel, Kater knabbert an Maus, Abspann.

  • Südlurker 27. September 2021

    Wir wohnen hier am Rande der Großstadt, was die Mäuse nicht davon abhält, das Beste aus beiden Welten (Ernährung auf den Feldern, Übernachtung und Kinderkriegen in unserer warmen Garage) zu kombinieren. Bei einer größeren Aufräumattacke fanden sich am Schluss dann zwei Mäusebabys in einem Eimer, den ich dann in den nahegelegenen Wald befördert habe.
    Ich wüsste bis heute zu gerne, ob die dort ihr Glück gefunden haben oder ob der ortsansässige Fuchs sich über das leckere Abendessen gefreut hat. Aber ich werde es wohl nie erfahren.

  • Nadine 27. September 2021

    Mücken bestäuben die Kakao-Blüten, seit ich das weiß, habe ich fast Erfurcht vor denen ;o)

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