Augustinisch unterwegs.

4. April 2016

Bewegen Sie sich an der frischen Luft, gehen Sie wandern, machen Sie Ausflüge, sagt die freundliche Ärztin, und weil ich in der Regel tue, was man mir sagt, habe ich also heute tatsächlich mal einen richtigen Ausflug gemacht, also so einen richtig richtigen, mit längerer Anfahrt und Proviant und allem Pipapo, und daraus wird jetzt ein Ausflugstipp für alle, die heute schon ans nächste Wochenende denken und vielleicht mal in den Main-Tauber-Kreis rüberschauen wollen.

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Ich hatte zugegeben keine Ahnung, wer oder was Messelhausen ist und dass es da mal ein Augustinerkloster gab, aber wofür hat man facebook-Bekanntschaften, die nicht nur theologisch, sondern auch wandernd unterwegs sind. So gesehen ist dieser Ausflugstipp ein abgeguckter, danke dafür an den facebookenden Pfarrer in meiner Freundesliste.

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Sie müssen aber selber gar nicht theologisch drauf sein, wenn Sie rund um Messelhausen wandern und ab und zu augustinische Weisheit lesen wollen, theologisch oder gar fromm, der Weg lohnt sich allemal, und hin und wieder am Wegesrande innehalten und ein bißchen nachdenken hat ja noch niemandem geschadet, auch Atheisten nicht.

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Also, wie dem auch sei: es gab da dieses Kloster Messelhausen, ein Augustinerkloster, und dort hatte man ein besonderes Faible für – wen wundert es – den Augustinus. Ob der gerne wandern ging, muß an dieser Stelle unbeantwortet bleiben, jedenfalls sind rund um das Messelhausener Kloster in den vergangenen Jahren mehrere Wander- oder eher Pilgerwege entstanden, die sich Augustinus und seiner Sicht der Dinge widmen.

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So geht man also von Station zu Station durch die Felder und Wiesen, über kleine Bächlein und durch weite Täler, vorbei an Sinnsprüchen und manchen Skulpturen, durch lichte Buchenwälder, in denen in diesen Tagen Buschwindröschen und Bärlauch um die Wette wachsen. Das ist in der Tat sehenswert, und falls Sie für soetwas einen Sinn haben, sollten Sie so bald wie möglich dort vorbeischauen und ernten oder einfach nur schweigend das Schauspiel genießen.

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Vier verschiedene Routen gibt es, ich hatte mich für den Schwarzen Weg entschieden, für den Klassiker für Augustiner-Anfänger sozusagen. Dass das Wanderzeichen, dem ich vier Stunden lang folgen musste (oder durfte), nun ausgerechnet ein flammendes Herz ist, das betrachten wir jetzt mal als eine kleine augenzwinkernde Ironie, die der Herr Augustinus der burnout-geschädigten Seele mit auf den Weg geben wollte, zwinkerzwinker, hahaha. Der hat ja offenbar Humor, der Gute.

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Ich werde mir die anderen Routen auch noch vornehmen, und vielleicht kaufe ich mir mal ein Buch von oder über Augustinus, das kann in einem evangelischen Haushalt nicht verkehrt sein. Schlimm genug, dass sich sowas hier noch gar nicht findet. Einstweilen lege ich Ihnen die Messelhausener Wege ans Herz, ans flammende und auch ans ausgebrannte, nur sollten Sie da nicht im Hochsommer lang, auf den weiten Strecken über die Felder brennt es Ihnen sonst das Hirn weg oder flammt Ihnen ein veritabler Sonnenbrand die Stirne rot.

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Hier finden Sie ein paar nähere Informationen zu den Wegen, und hier auch.

 

  • 15 Kommentare
  • Astridka 4. April 2016

    Das brennende Herz und die Buschwindröschen im Buchenwald – das verdanke ich dem Odenwald. Eine ewige Erinnerung!
    Dacht ich mir doch schon länger, dass es dir nicht wirklich gut geht…Mmmh…
    Da hat die Schutzmantelmadonna nicht aufgepasst wie bei meiner Tochter. Ist alles auch nicht mehr, was es mal war.
    Herzlichst
    Astrid

  • Christjann 4. April 2016

    Wie schön! Hoffe, es war so wohltuend, wie es aussieht.
    Warmherzige Grüße
    Christjann

  • Franziska 5. April 2016

    Beim nächsten Weg um Messelhausen gibt’s zwei km weiter Kaffee bei mir ?

    • LandLebenBlog 5. April 2016

      Huch?! Hatte ich Dich geografisch nicht inzwischen ganz woanders verortet??

      • Franziska 6. April 2016

        Bin wieder da – der Schönheit dieses Landstriches kann ich nicht widerstehen ? der Saarländer ist übrigens auch so langsam dieser Meinung – hat sich am Wochenende diebisch über seine ersten Bärlauchfunde gefreut.

  • Peer van Daalen 5. April 2016

    Sieht gut aus die Strecke.

    Bin vor vielen Jahren mal den kompletten Ausoniusweg abgelaufen. Unglaublich, welchen Abstand man dabei zu allem profan-irdischen bekommt.

    • LandLebenBlog 5. April 2016

      Dass wäre ja auch mal eine Idee! Und ja, selbst wenn man gar nicht fromm ist, bringen einen viele Stationen zum Nachdenken.

  • Julia Blümel 5. April 2016

    Danke für diesen wunderbaren Tipp, auch wenn es von mir aus etwas weit ist für einen kleinen Ausflug, werde ich das im Auge behalten und mir für ein verlängertes Wochenende vormerken.

    Gute Besserung!
    Liebe Grüße
    Frau Fröschle

    • LandLebenBlog 5. April 2016

      Freut mich! ;-)

  • Waswegmuss 5. April 2016

    Aus jungen Jahren: Eine halbe Stunde die Bekenntnisse lesen und dann den Liebesbrief schreiben.
    So kriegen die den richtigen Drive.

    • LandLebenBlog 5. April 2016

      ;-)

  • Pong 5. April 2016

    Toller Tipp. Das nächste Mal, wenn ich im Odenwald bin …
    Aber mal was anderes: Warum gibt’s in Berlin eigentlich keinen Bärlauch? Habe am Ostersamstag unter der Minneburg bei Neckargerach eine Tüte voll eingepackt und meine Mam hat Bärlauchnudeln draus gemacht. Schmackofatz!
    (Bärlauch in die Pfanne mit Olivenöl, anbraten, Salz, Pfeffer drauf und mit Nudeln mischen. Bärlauch hat etwa den selben Schwund wie Spinat, also ruhig eine ordentliche Menge braten).

    • LandLebenBlog 6. April 2016

      Vielleicht mag Bärlauch den märkischen Sandboden nicht!? Rezept wird ausprobiert.

    • Julia Blümel 11. April 2016

      Bärlauch braucht humosen Boden, am besten leicht feucht, am besten leicht alkalisch – also in Laubwäldern, nicht zu dicht bewachsen. Auf Sandboden wird der leider nix.

      • Pong Paarka 11. April 2016

        Oh, Danke! Suche ad acta gelegt.

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