Der 24. Februar 1945.

29. Mai 2015

Der 24. Februar 1945 ist uns hier schon ein paarmal untergekommen. Es war der Tag, an dem im Nachbardorf Hanka ums Leben kam, die junge polnische Zwangsarbeiterin, und mit ihr drei Männer. Im Gasthaus Linde waren die vier Menschen zusammengekommen, kurz vor Kriegsende, und die ganze Geschichte wirkt ein bißchen so, als habe ein idiotisches Schicksal die Vier wie an dünnen, unsichtbaren Fäden quer durch die ganze Welt ausgerechnet an diesen Ort, tief im badischen Odenwald, gezogen, wo sie dann aufeinanderprallten. Am Ende lagen in der Linde im friedlichen Wagenschwend, dort, wo sich Fuchs und Hase auch damals gute Nacht sagten, vier Tote, erschossen, erschlagen.

hanka
Hanka Szendzielarz

Hankas Grab wird bis heute gepflegt, und die Geschichte wird bis heute erzählt. Auch und besonders im klitzekleinen Wagenschwender Dorfmuseum. Das ehrenamtliche Museumsteam hat es sich zur Aufgabe gemacht, Hankas Lebenslauf nachzuzeichnen und an diesen Winterabend 1945 zu erinnern, an Hanka und die drei anderen Toten. Die kleine Ausstellung ist inzwischen Teil des Dorfmuseums. Treue Leser dieses Blogs wissen das ja schon.

Ich wollte es trotzdem nochmal erwähnen, denn jetzt gibt es die Geschichte auch als Buch. Der ehrenamtliche Museumsleiter lieferte die Texte, Geo hat einen Verlag und eine Ausbildung als Schriftsetzer und Grafiker, ich habe mich als Korrektorin betätigt, ein Dorf weiter ist die Druckerei – passte also.

An der Kultur in der Provinz, auch an der Erinnerungskultur, kann man schon mal selber mitarbeiten.

wagenschwend Buch

 

Wenn Sie in der Ecke unterwegs sind und sich für Regionalgeschichte interessieren, sollten Sie am besten am kommenden Sonntag im Wagenschwender Dorfmuseum vorbeischauen, zu Saisoneröffnung und Buchvorstellung, ab 14 Uhr. Oder Sie bestellen das Buch direkt beim Verlag. Zwölf Euro Fuffzig, der Erlös geht zu 100 Prozent an das Wagenschwender Dorfmuseum. 

 

 

 

 

  • 7 Kommentare
  • Matthias Eberling 29. Mai 2015

    Großartige Idee! Ich wünsche dem Büchlein viel Erfolg. Im Kleinen und Konkreten lässt sich das Grauen viel besser begreifen als in der abstrakten Zahl.

  • Matthias Grimm 29. Mai 2015

    Die Idee klingt sehr gut und solche Ideen müssen unterstützt werden – zumal das Thema auch nach 70 Jahren noch aktuell ist.

    Gibt’s das Büchlein für 12,50 € direkt zu mir ins Büro…? Als Trinkgeld gibt’s ‘nen Kaffee…

    Beim Verlag finde ich’s nämlich noch nicht. ;-)

    • LandLebenBlog 29. Mai 2015

      Kriegste. ;-)

      • Matthias Grimm 30. Mai 2015

        Danke…

  • Gute Stube 31. Mai 2015

    Das klingt nach einem interessanten Zeitzeugnis.
    LG Katrin

  • Pingback:Zygmunt. – LandLebenBlog

  • Malicki 13. Mai 2017

    Hmmm, und hier die Geschichte Hankas Ehemannes Zygmunt Szyndzielarz
    Auch sehr traurig:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Zygmunt_Szendzielarz

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